(Gegenwind 186, März 2004)
Der Mittelmeerraum ist das Gebiet, mit dem sich der Reisepavillon fast ausschließlich beschäftigt. Seit September 2003 wird Salih Yildiz hier ausgebildet, Reiseverkehrskaufmann will er werden. Der Weg dahin war nicht leicht.
Ein Jahr lang hatte er verschiedene Bewerbungen geschrieben. Doch alle Bemühungen um einen Ausbildungsplatz blieben ohne Erfolg. So gab er auf und fing an zu jobben. Ein weiteres Jahr verging so, aber wenigstens verdiente er Geld. Es war die Beratung der Türkischen Gemeinde, die ihn neu motivierte, auf die Suche nach einer Lehrstelle zu gehen. Und es war die Türkische Gemeinde, die den Kontakt zum Reisepavillon herstellte.
Sami Yavuzel, der Inhaber, ist seit 1996 selbständig. Seit einem Jahr hat er dieses Reisebüro in Elmshorner Einkaufspassage. Auch er hatte zuvor die Beratung der Türkischen Gemeinde in Anspruch genommen. Denn 1999 hatte er sich entschlossen, einen Ausbildungsplatz in seinem damaligen Reisebüro einzurichten. Doch ohne eigene Ausbildung brauchte er eine Sondererlaubnis, für die ein paar Jahre Selbständigkeit sowie der Besuch eines Seminars Voraussetzung waren. 1999 nahm er an einem entsprechenden Seminar teil, das die Türkische Gemeinde organisiert hatte. Er bekam die Ausbildungsberechtigung.
Gleich mit seinem ersten Auszubildenden hatte er Pech: Die Unzuverlässigkeit des Lehrlings führte nach nur vier Monaten zu dessen Entlassung. Erst als er das neue Reisebüro in der Innenstadt übernahm, entschloss er sich wieder dazu, einen neuen Anlauf zur Ausbildung zu machen.
Das Reisebüro in der Einkaufspassage hatte wenig Stammkunden, als er es im Herbst 2002 übernahm. Die Betreiber hatten wohl zu wenig zufriedene Kundinnen und Kunden gewinnen können, und auch heute muss Sami Yavuzel KundInnen, die in sein Reisebüro kommen, erst darüber aufklären, dass es einen neuen Inhaber und eine neue Belegschaft gibt.
Die Belegschaft besteht zunächst aus Melanie Kosiedowski. Sie ist selbst Reiseverkehrskauffrau und hat eine Ausbildungsberechtigung. Und da, auch mit ihrer Hilfe, der Laden inzwischen brummt, überlegt sich Sami Yavuzel die Eröffnung einer Filiale.
Und dann sind da die beiden Auszubildenden. Zwanzig Bewerbungen waren eingetroffen, mit allen hat Sami Yavuzel ein Bewerbungsgespräch geführt. Und sich dann entschieden. Natascha Wrobel ist bereits über zwei Jahre in Ausbildung. Doch das Reisebüro, in dem sie vorher war, ging inzwischen pleite, so dass sie ohne Abschluss auf der Straße stand. Nun ist sie seit zwei Wochen hier - und ist zufrieden. Die Kolleginnen und Kollegen sind nett, sie arbeitet praktisch selbständig und im Gegensatz zu ihrer vorigen Lehrstelle hat sie es den ganzen Tag mit zufriedenen Kunden zu tun, die häufig schon zum wiederholten Male genau diesen Reisepavillon aufsuchen, um sich beraten zu lassen und ihren Urlaub zu buchen. Aber auch ihr Chef ist zufrieden: Natascha muss nicht mehr viel lernen, sondern arbeitet selbständig, zudem spricht sie deutsch, englisch, französisch und spanisch.
Salih Yildiz hat im September 2003 angefangen und ist jetzt in seinem ersten Lehrjahr. Er muss noch viel lernen, aber er hat auch den Eindruck, dass er hier seinen Beruf und seine Ausbildungsstelle gefunden hat. Dass er Türkisch kann, hat bei seiner Einstellung, so glaubt er, keine Rolle gespielt. Die meisten Anrufe aus türkischen Hotels, in die der Reisepavillon Urlauberinnen und Urlauber schickt, können auch auf Deutsch geführt werden. Außerdem spricht sein Chef türkisch, und viele türkische Kundinnen und Kunden, die einen Großteil der StammkundInnen ausmachen, gehen ohnehin am liebsten direkt zum Chef.
Das angenehme Betriebsklima garantiert allerdings, dass sich Salih nicht als "Lehrling", sondern als gleichberechtigter Kollege fühlt. So ist er überzeugt, hier seine Ausbildung auch zu Ende zu bringen.
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