(Gegenwind 403, April 2022)
Der Autor, der auch über den Nahen Osten schreibt, beschreibt in diesem Buch das Scheitern des Westens in Afghanistan. Die USA hatten 2001, nach den Anschlägen von New York und Washington, die Taliban-Regierung angegriffen. Die übrigen NATO-Staaten folgten 2002, übrigens mit ausdrücklicher Zustimmung von Russland, damals regiert von Wladimir Putin, der in der UNO der Intervention zustimmten.
Zunächst beschreibt der Autor vorige Versuche, Afghanistan zu kontrollieren. Dabei startet er im 19. Jahrhundert, als Russland und Großbritannien in Konkurrenz zueinander versuchten, ihren Einfluss auf Afghanistan auszudenken. Damals gewann Großbritannien zwar gegen Russland, aber nicht gegen Afghanistan. Die verschiedenen Machthaber dort ließen sich nicht besiegen, der König sagte dann nur zu, auf eine eigene Außenpolitik zu verzichten. 1919 erlangte das Land wieder die volle Unabhängigkeit.
Die nächste Macht, die scheiterte, war dann wieder die Sowjetunion. Das Land intervenierte im Dezember 1979, um die Regierung auszuwechseln, und überzog das Land fast zehn Jahre lang mit einem verlustreichen Krieg mit Hunderttausenden Toten und Millionen Flüchtlingen. Allerdings überforderte der Krieg die Ressourcen der Sowjetunion, der Krieg wurde zu einem der Gründe für den Zusammenbruch 1990/91.
Der Autor beschreibt dann den Bürgerkrieg unter den von den USA, Pakistan und Saudi-Arabien unterstützten Mudschaheddin-Gruppen. Die Taliban, die 1994 von Pakistan aus in die Kämpfe eingriffen, bezeichnet er als „Robin Hood“, die religiöse und nicht korrupte Bewegung, die der Bevölkerung den Frieden brachte.
Der Schwerpunkt des Buches ist dann die Beschreibung des Scheiterns des Westens von 2001 bis 2021. Dabei widmet sich der Autor nicht nur der Intervention der USA, sondern beschreibt auch den Einsatz der Bundeswehr mit einem Schwerpunkt auf dem Massaker von Kunduz. Für ihn war durch die falsche Intervention der Sieg der Taliban folgerichtig, logisch.
Ob die neue Taliban-Herrschaft eine Zurück zum Damals bedeutet, kann der Autor nicht sagen, weil er das Buch kurz nach der Machtübernahme abgeschlossen hat. Er plädiert aber dafür, sich mit der Herrschaft der Taliban erstmal abzufinden. Russland, darauf weist er hin, arbeitet seit 2015 auch mit den Taliban zusammen und führt sie nur noch formell auf der „Terrorliste“ des Landes.
Wie in seinen anderen Büchern ist Michael Lüders unkritisch gegenüber den Taliban, Russland und China - sein Feindbild ist der Westen. Das durchzieht ja auch seine Veröffentlichungen zum Nahen Osten, wo er viel Verständnis für die Regierung des Iran, den Diktator von Syrien, den früheren Diktator des Irak und ihre Verbündeten Russland und China zeigt und dem Westen eine falsche Politik vorwirft. Dass die Bevölkerung, die unter der Diktatur lebt, das vielleicht anders sieht, ficht ihn nicht an.
Dennoch beschreibt er die Gründe für das Scheitern der USA und Deutschlands richtig. Sein Tipp, mit Russland besser zusammenzuarbeiten, kommt sicherlich nicht so gut an.
Reinhard Pohl