(Gegenwind 385, Oktober 2020)

Ortseinfahrt Lehe
Einsatz von Herbiziden am Klärwerk von Lehe

Auf Kosten des Lebens

Klärwerk Lehe in Dithmarschen vergiftet Umwelt durch Herbizide

Klärwerke sollten eigentlich für die Reinhaltung des Wassers tätig sein; das Klärwerk in Lehe aber vergiftete Pflanzen und Boden durch verbotenes Spritzen von Herbiziden - und das, obgleich diese Gifte aus dem Wasser kaum entfernbar sind.

Luft, Wasser und Boden - die Lebensgrundlagen

Gräser, Kräuter, Büsche und Bäume - in gemeinsamem Wirken erzeugen Pflanzen die Atmosphäre und die Lebensgrundlagen der Menschen und Tiere. Es reicht, ein paar Minuten die Luft anzuhalten, um zu begreifen, dass Menschen und Tiere ihre Existenz vollends den Pflanzen verdanken. Keine Macht eines Menschen ist in der Lage, diese Verbundenheit mit den Leistungen der Pflanzen aufzuheben.

Wie steht es um die geistige Entwicklung einer Spezies, die sich selbst als höherwertig postuliert, aber überwiegend grausam mit jenen Lebewesen umgeht, die sämtliche Lebensgrundlagen schaffen? Statt Pflanzen wertzuschätzen und sie dankbar zu unterstützen, werden sie ausgerissen, verstümmelt, verbrannt, vergiftet, geschädigt, verdursten gelassen, verstrahlt und getötet. Dabei sind sie die Garanten des Lebens.

Was ist über Pflanzen bekannt?

Pflanzen sind empfindungsfähige Lebewesen; sie reagieren intelligent auf Einflüsse. Sie besitzen Erinnerungsvermögen, ihre Wurzeln durchwandern aktiv den Boden, und sie erkennen Verwandte und fördern einander. Sie kommunizieren mit Bodenlebewesen und Tieren, und sie locken Kleinst-lebewesen in ihren Wurzelbereich, mit denen sie in einer Symbiose zu wechselseitigem Vorteil zusammenleben.

Pflanzen unterscheiden zwischen schädlichen und wohltuenden Reizen und sind in der Lage, Hilfe zu organisieren. Mit Tieren kommunizieren sie in unterschiedlicher Weise, z. B. über optische Reize sowie mittels Duftstoffen.

Ein nachahmenswertes Modell für einen wohlwollenden Umgang miteinander zu allseitigem Vorteil bieten fruchttragende Pflanzen. Mit der Erzeugung von Fruchtfleisch und Nektar kommen sie von sich aus Tieren entgegen. Im Gegenzug übernehmen Tiere Schutzfunktionen für sie sowie die Verbreitung ihrer Nachkommen.

Pflanzen besitzen Empfindungen, die es ihnen ermöglichen, Reize ihrer Bedeutung nach zu unterscheiden. Multifunktionale Zellen dienen als Reizleitung zur Weitergabe von Informationen. Wie bei Tieren und Menschen zeigen ihnen Schmerzen, wenn ihr Leben in Gefahr ist und sie ihre Kraft in die Aufrechterhaltung ihrer Existenz stecken müssen. Verletzungen werden überwallt, um zerstörerische Pilze und Bakterien vom Eindringen in den Organismus abzuhalten. Mittels Nottrieben, die in der Forstwirtschaft auch als Angsttriebe bezeichnet werden, helfen sich Pflanzen, um ihr Überleben nach Verletzungen zu sichern.

Ein Organismus muss funktional sein und angepasst an den Lebensraum. Die Komplexität eines Lebewesens macht es nicht wertvoller. Unabhängig vom körperlichen Aufbau und den mentalen Strukturen informieren Gefühle über die Bedeutung eines Reizes. Lebewesen müssen Phänomene nicht verstehen; Wohlbefinden, Unwohlsein oder Schmerz vermitteln die lebenserhaltenden Informationen auch ohne zusätzliche Kenntnisse.

In „Leben - ohne Tiere und Pflanzen zu verletzen oder zu töten“ schreibt A. Wang (1998, Seite 21) „Aus der Mißachtung des individuellen Lebens der Pflanzen und Tiere … sowie der Menschen entsteht keine (Selbst-)Achtung, und die persönliche Lebensqualität … nimmt in demselben Maße ab, in dem Anderen Leiden zugefügt werden.“

Die Gifte kehren zurück, nur haben sie dann andere Namen

Wenn finanzierte Institutionen die Umwelt vergiften, bezahlen die Beitragsleistenden ihre möglichen künftigen Krankheiten selbst.

Wer im Klärwerk in Lehe das Ausbringen von Giftstoffen gefördert hat, könnte die Rückkehr der versprühten Gifte noch bei sich und in seinem sozialen Umfeld erfahren. Nur heißen die Giftstoffe bei der Rückkehr nicht mehr wie die Handelsnamen der gesundheitsschädlichen Giftmischungen, sondern sie haben andere, vertrautere Bezeichnungen wie Krebs, Parkinson, Multiple Sklerose, Allergien und Alzheimer. Die Gifte kehren zurück im Trinkwasser, in verzehrten Teilen von Pflanzen und Tieren sowie als Staubpartikel in der Atemluft, zu denen die vergifteten und vertrockneten Organismen nach einem qualvollen Gifttod wurden.

Im menschlichen Körper treffen sie auf weitere schädliche Substanzen und gehen mit ihnen noch weitgehend unbekannte Wechselwirkungen ein, die zur Überforderung des Immunsystems führen können. Es kommt zur Erschöpfung, zu Unwohlsein und zum Ausbruch von Krankheiten.

Reicht die gegenwärtige gesetzliche Grundlage?

... und wie steht es um deren Umsetzung?

Das Thema der Vergiftung der Natur ist in hohem Maße im öffentlichen Interesse.

Die zahlreichen Giftstoffe aus der Umwelt summieren sich in ihren Wirkungen. Immer mehr Krankheiten stehen im Verdacht, durch Umweltgifte gefördert zu werden.

Das Verbot des Spritzens von Herbiziden auf gärtnerisch nicht genutzten Flächen wird in Schleswig-Holstein von der Landwirtschaftskammer in Rendsburg behandelt, die nach eigenen Angaben im Rahmen „pflichtgemäßen Ermessens“ vorgeht. Zu wessen Vorteil aber wird der Ermessensspielraum ausgelegt - zum Schutz der Natur und damit zur Bewahrung der Lebensgrundlagen sowie der menschlichen Gesundheit oder zum Vorteil der Schadensverursacher*innen, indem es bei Verwarnungen bleibt?

Diejenigen, die die Vergiftung der Natur anzeigen, um damit die Natur, Leben und Gesundheit zu schützen, erfahren in der Regel nicht, ob ihr Bemühen zu wirkungsvollen Konsequenzen führte. Aber sie erleben eine Wirklichkeit, die darin besteht, dass sich sogar Gartenbaufirmen wissentlich über das Verbot hinwegsetzen und weiterhin illegal Gifte auf Wegen ausbringen. So entsteht der Eindruck, dass weder die bestehenden Gesetze noch deren Umsetzung ausreichen, um die Schädigung der Natur aufzuhalten. Bleiben Anzeigen erwartungsgemäß folgenlos, wird die gesetzliche Grundlage ad absurdum geführt.

Ausgleich für Schaden

Es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, dass versucht wird, für einen verursachten Schaden, einen Ausgleich zu leisten. Auf den Vorschlag aus der Bevölkerung an den Leiter des Klärwerks als Kompensation für den angerichteten Schaden, natürlich vorkommende Pflanzen auf Ausgleichsflächen wachsen zu lassen, wurde nicht eingegangen. Die Ausbringung von Gift durch das Klärwerk hat mögliche Gesundheitsschäden zur Folge und ist ein Beitrag zur Verringerung der Artenvielfalt. Wenn es hingegen nach einem solchen Schaden darum geht, wenigstens einen kleinen und sogar kostenfreien Ausgleich zu schaffen, kommt keine Reaktion.

Es gab keine Veranlassung, die niedrigwachsenden Wildkräuter und Blumen auf den Seitenstreifen der Zufahrt überhaupt zu vernichten, da sie die Einfahrt zur Kläranlage nicht behinderten. Auch Gräser, die über die Rasenkante wachsen, stören die Befahrbarkeit eines Weges nicht und rechtfertigen keinesfalls die Vergiftung der Pflanzen, der Tiere, des Bodens und des Wassers. Und dort, wo an anderen Orten vielleicht einmal ein Zweig in einen Weg ragt, gibt es zahlreiche bessere Mittel, z. B. das Zurückbinden des Zweiges bis dieser aus dem störenden Bereich hinausgewachsen ist oder zeitiges Umpflanzen. Vor allem ist vor einer Pflanzung zu bedenken, ob der zur Verfügung stehende Raum für die artgemäße Entwicklung der Pflanze überhaupt ausreicht. Als letzte Möglichkeit bleibt das Freischneiden des Weges.

Dort, wo innerhalb der Kläranlage kurzrasierter Rasen vegetiert, könnten Blumenwiesen zur Förderung der Artenvielfalt gedeihen, die - wenn überhaupt - nur einmal zum Ende der Saison gemäht werden sollten. Der Kauf des gesundheitsschädlichen Giftes sowie das Rasenmähen zum Schaden der Artenvielfalt und das Abhacken von Sträuchern stellen Kosten dar, die sich einsparen ließen, würden der Schutz der menschlichen Gesundheit und der damit untrennbar verbundene Schutz der Natur ernstgenommen werden.

Der Wandel

Die letzte Generation, die noch eine von Menschen unvergiftete Natur kannte, ist gegenwärtig um die sechzig Jahre alt. In deren Kindheit konnte in Quellnähe und bei Bächen noch nach bloßer Inaugenscheinnahme entschieden werden, ob das Wasser bedenkenlos trinkbar sei. Heute gibt es auf der gesamten Erdoberfläche keinen Ort mehr, wo nicht von Menschen produzierte Giftstoffe nachweisbar sind - selbst in der Antarktis sowie in der Muttermilch.

Entgegen allen korrupten Aussagen aus Wissenschaft und Politik, die Natur würde sich angeblich immer wieder von allein regenerieren, und Menschen könnten die von ihnen produzierten Giftstoffe unbeschadet ins Meer kippen, versprühen und vergraben, zeigt sich eine umfassende weltweite Vergiftung der Lebensgrundlagen mit irreversiblen Schäden.

Kommende Generationen werden Verbrechen gegen die Natur und gegen die Lebewesen, die heute im Wissen um die tödlichen Konsequenzen begangen werden, gänzlich anders beurteilen als die gegenwärtigen Verharmlosungen, denn sie werden in einem noch nie dagewesenen Maße unter der Verantwortungslosigkeit ihrer Vorfahren leiden müssen.

Es kommt auf diejenigen an, die jetzt gegen schädigende Formen der Naturvergiftung vorgehen, die Gewinnmaximierung auf Kosten des Lebens und der Gesundheit ablehnen und die sich nicht von der damit verbundenen Korruption beeindrucken lassen.

Finn Anjan

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