(Gegenwind 343, April 2017)
Floriana Igrishta ist Mitglied im CDU-Kreisverband in Kiel, in der Jungen Union und in der Frauen-Union. Sie kandidiert im Wahlkreis 14 (Kiel-Ost) und auf Platz 24 der Landesliste.
Gegenwind:
Können Sie sich zuerst vorstellen?
Floriana Igrishta:
Ja, gerne. Ich bin 22 Jahre alt und angehende Rechtsanwalts- und Notariats-Fachangestellte. Ich bin hier in Kiel geboren und lebe hier mit meiner Mama und meinem Bruder.
Gegenwind:
Wie haben Sie angefangen, sich politisch zu engagieren? Wann war das?
Floriana Igrishta:
Das war vor sieben Jahren. Da habe ich eine ganz große Rede gehalten, das war zur Unabhängigkeitsfeier Kosovas. Es waren sehr viele Leute da, und im Publikum waren auch viele CDU-Anhänger. Nach der Veranstaltung haben mich viele gefragt, wer ich bin, was ich mache, und ob ich es mir nicht vorstellen kann, in die CDU einzutreten. Natürlich war ich erstmal verduzt, ich hatte damals mit Politik noch nichts zu tun, war ja auch noch sehr jung. Ich fand es interessant, dass man mich gefragt hatte, und ich habe mich dann engagiert, zuerst im Ortsbeirat. Seit sechs Jahren bin ich jetzt im Ortsbeirat. Inzwischen bin ich auch stellvertretende Vorsitzende der Kieler Frauenunion und stellvertretende Vorsitzende im Ortsverband. Außerdem bin ich Mitglied in der Jungen Union. Es sind also mehrere Ämter, aber es macht mir sehr viel Spaß.
Gegenwind:
Wie sind Sie dazu gekommen, für den Landtag zu kandidieren? In der Presse stand das so, dass es für die Delegierten der CDU überraschend war.
Floriana Igrishta:
Ich wollte das schon immer machen. Und ich wurde auch schon früher gefragt, ob ich für den Landtag kandidiere. Aber es gab natürlich auch noch andere Kandidaten. Ursprünglich wollte sich der Kieler Ratsherr Nue Oroshi aufstellen lassen. Erst wenige Tage vor Nominierung der Kandidaten hat er mich in einem Gespräch gefragt, ob ich mir eine Kandidatur anstelle seiner vorstellen könne. Wir waren beide davon überzeugt, dass meine Erfolgsaussichten gut sind und ich wollte eben kandidieren.
Gegenwind:
Wie lief die Diskussion und die Wahl? Sie hatten ja auch einen Gegenkandidaten.
Floriana Igrishta:
Genau, ich hatte als Gegenkandidaten Cetin Yildirim von Pickardt. Es war sehr interessant, und wenn es nicht geklappt hätte, wäre das für mich kein Beinbruch gewesen. Aber es war gut, dass es zwei Meinungen gab, zwei Kandidaten zur Auswahl. Und es war dann wirklich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, ich habe ja nur mit drei Stimmen Vorsprung, mit 50 zu 47 Stimmen gewonnen. Ich bin immer noch allen sehr dankbar, die da waren und mich gewählt haben.
Gegenwind:
Ihre Eltern kommen ja aus Kosova, und Sie treten einer christlichen Partei bei. War das eine Überlegung für Sie, ob das die richtige Partei ist?
Floriana Igrishta:
Es ist auf jeden Fall die richtige Partei für mich. Ich bin hier geboren, mich verbindet mit Kosova vor allem meine Familie, meine Mama, die dort geboren ist und dort ihre Familie hat. Ich habe hier meine Freunde, ich bin hier aufgewachsen. Ich bin hier zur Schule gegangen, ich habe hier mein Abitur gemacht. Es sind natürlich 96 Prozent der Kosovo-Albaner muslimisch, nur vier Prozent christlich. Aber ich sah keinen Grund, nicht in die CDU einzutreten, vor allem weil ich mit den Grundwerten identifiziere.
Gegenwind:
Es gibt ja eine ganze Reihe Parteien, in die man eintreten kann. Haben Sie sich auch das Programm der Linken, der Grünen, der SPD angesehen? Was waren Ihre Gründe, sich für die CDU und gegen die anderen Parteien zu entscheiden?
Floriana Igrishta:
Warum gerade CDU? Das lag zum großen Teil an Angela Merkel. Das war ein Knackpunkt für mich, in die CDU einzutreten, weil ich ihre Leistung beachtlich finde. Trotz der vielen Krisen geht es Deutschland wirtschaftlich sehr gut und das ist insbesondere auf die CDU in den letzten knapp drei Legislaturperioden zurückzuführen. Auch waren die Programme der CDU umfassend und sehr gut greifbar. Darum kam für mich auch keine andere Partei in Frage.
Gegenwind:
Was gefällt Ihnen an den anderen Parteien konkret nicht?
Floriana Igrishta:
Die SPD möchte viel ändern, vieles davon finde ich gut. Aber die Lösungen zur Finanzierung dieser Veränderungen sind häufig nicht durchdacht. Das gilt auch für die Linke, die dazu ebenfalls wenig erläutert. Wenn was für den einzelnen Bürger kostenlos werden soll, müssen es die anderen mitfinanzieren. Und auch bei den Grünen ist vieles nicht greifbar, sie wollen teils gute Veränderungen, die Lösungen sind aber teils wirtschaftlich nicht nachhaltig. Die Lösungen der Politik müssen auch für nachfolgende Generationen tragbar sein.
Gegenwind:
Was sind für die CDU die Schwerpunkte für die Landtagswahl?
Floriana Igrishta:
Schwerpunkte werden unter anderem die Themen innere Sicherheit und Bildung sein sowie die Verkehrspolitik. Darüber hinaus setzt sich die CDU für bezahlbaren Wohnraum, eine gute Umweltpolitik und die Stärkung der Wirtschaft in Schleswig-Holstein ein. Weitere Themen sind die Sozialpolitik und die Integration. Der Fokus liegt dabei auf zukunftsfähige und nachhaltige Lösungen.
Gegenwind:
Als Wahlkreiskandidatin müssen sie im Prinzip auf alles antworten. Aber haben Sie auch persönliche Schwerpunkte, wo Sie sich besonders engagieren?
Floriana Igrishta:
Ja. Meine Schwerpunkte sind die Themen Migration und Integration sowie die Frauen- und Sozialpolitik. Ich möchte, dass der Zugang zu kulturellen Angeboten, zu Freizeitaktivitäten erleichtert wird, besonders für Migranten. Und die Teilnahme an den Sprachkursen muss erhöht werden. Außerdem setze ich mich für eine Erleichterung des Zugangs zum Arbeitsmarkt für Migranten ein, dazu ist ein Eingliederungskonzept geplant. Ich setze mich auch für eine Erhöhung des Anteils von Frauen in Gremien, Ämtern und Mandaten ein und damit einhergehend für eine verbesserte Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Für mich ist eine moderne Gleichstellungspolitik wichtig, es muss eine gleiche Bezahlung geben, die unabhängig vom Geschlecht ist.
Gegenwind:
Gibt es dabei Punkte, wo Sie innerhalb der CDU kämpfen müssen?
Floriana Igrishta:
Nein, das ist alles abgestimmt, das Programm ist fertig und auch meine Schwerpunkte stimmen mit dem jetzt verabschiedeten Programm überein. Es ist genauso, wie ich es mir vorgestellt habe.
Gegenwind:
Glauben Sie, dass Ihre kosovarische Abstammung zu Feindseligkeiten im Wahlkampf führen kann? Gibt es vielleicht Leute, die sagen, Sie sollen nicht erst einwandern und dann auch noch deutsche Politik mitbestimmen?
Floriana Igrishta:
Das glaube ich nicht. Ich bin ja hier geboren, ich bin ja Deutsche. Und gerade in meinem Wahlkreis, in Kiel-Ost, ist der Anteil an Migrantinnen und Migranten ja sehr hoch. Ich denke also nicht, dass das irgend ein Problem werden kann.
Gegenwind:
Wie gehen Sie denn damit um, falls es Beschimpfungen gibt?
Floriana Igrishta:
Am besten immer sachlich, auch wenn das nicht immer einfach ist. Und beschimpft werden viele Politiker, unabhängig ihrer Herkunft. Darauf muss man sich einstellen, weil man es nicht jedem recht machen kann.
Gegenwind:
Sie kandidieren ja in einem Wahlkreis, wo traditionell die SPD gewinnt. Und sie stehen auf einem Listenplatz, bei dem es relativ unwahrscheinlich ist, in den Landtag zu kommen. Legen Sie Ihren Landtagswahlkampf so an, dass sie später, bei einer der folgenden Wahlen, in den Landtag kommen?
Floriana Igrishta:
Es ist richtig: Mein Gegenkandidat ist Bernd Heinemann. Er ist wirklich ein gestandener Politiker, der seinen Wahlkreis wirklich im Griff hat. Und die Erwartung ist, dass auch diesmal die Wahlbeteiligung vergleichsweise niedrig sein wird. Ich bin aber davon überzeugt, dass ich insbesondere auch junge Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund erreichen kann. Und die werde ich versuchen für die Wahl zu mobilisieren. Die Reaktionen sind bisher sehr positiv und darauf konzentriere ich mich im Wahlkampf.
Gegenwind:
Wie sieht Ihre Familie Ihre Kandidatur? Und wie sieht die kososvarische Gemeinde Ihre Kandidatur?
Floriana Igrishta:
Die sind wirklich sehr, sehr stolz. Sie unterstützen mich wo es nur geht. Die kosovarische Gemeinde unterstützt mich auch sehr stark. Und ich bin sehr froh, sie zu haben. Es ist mit dieser großen Unterstützung auf jeden Fall leichter.
Interview: Reinhard Pohl