(Gegenwind 296, Mai 2013)
In der Woche vom 6. bis 13. April erkletterten AktivistInnen von Robin Wood auf einer Tour durch Schleswig Holstein Fahnenmasten und Bäume. Mit Transparenten und Flugblättern wurde in Erinnerung an die Katastrophe von Tschernobyl auf die Protest- und Kulturmeile am 21. April um das Atomkraftwerk Brokdorf aufmerksam gemacht.
Angefangen wurde am Samstag Vormittag am Hafenflohmarkt in Husum. Ein Transparent mit der Aufschrift „Sperrgebiet nach einem GAU im AKW Brokdorf” wurde zwischen den Fahnenmasten des Rathauses aufgehängt. Auf dem Transparent ist auch ein Kartenausschnitt zu sehen, auf dem der möglicherweise notwendige Radius für Evakuierungen von 170 Km gelb eingezeichnet ist.
Weiter ging es am Dienstag Morgen an Fahnenmasten am Rande des Wochenmarktes in Glückstadt. Nach kurzen Verhandlungen mit Polizei und Ordnungsamt konnten die AktivistInnen mit Transparent oben bleiben und weiter massenhaft Flyer verteilt werden
Am Nachmittag wurde das Banner quer über die Fußgängerzone von Itzehoe gespannt. Die Flyer wurden bis dahin so gut angenommen, dass am Ende des Tages neue Flugblätter beschafft werden mussten.
Das Transparent hing am Ende des Tages auch noch im Elbe-Forum in Brunsbüttel. Dort fand an diesem Abend ein Erörterungstermin zum Rückbau des AKW Brunsbüttel mit VertreterInnen von Vattenfall, Atomaufsicht, Landesregierung, Bürgermeister von Brunsbüttel, Robin Wood und vom Bundesamt für Strahlenschutz statt. Aus aktuellem Anlass wurde auch angeregt über die Zwischenlagerung von Castoren mit deutschem Atommüll aus dem englischen Sellafield debattiert.
Am Mittwoch Morgen fuhren wir weiter nach Eckernförde, dort wurden wieder auf dem Wochenmarkt Fahnenmasten erklommen. Der herbeieilende Marktleiter war leider nicht so überzeugt von unserer Aktion und rief die Polizei, die sich aber nach dem Hinzuziehen des Ordnungsamtes beruhigen ließ, und so einer erfolgreichen Aktion nichts mehr im Wege stand.
In Neumünster wurden am Freitag Bäume mitten auf dem Wochenmarkt auf dem Großflecken mit einem Transparent verziert.
Nachmittags ging es weiter nach Rendsburg zum Schiffbrückenplatz. Dort bot der Abstand zwischen 2 Fahnenmasten genug Platz für ein zweites Transparent, welches eine rote Anti-Atom-Sonne zeigte.
Den Abschluss bildete eine Kletteraktion am Marktplatz in Heide. Nach kurzer Zeit hing das Banner zwischen 2 Bäumen. Ein mit der Situation leicht überforderter Mensch vom Ordnungsamt lies auch nicht lange auf sich warten und die von ihm gerufene Polizei fuhr nach kurzer Argumentation zurück zur Wache um sich über die juristische Situation zu belesen. Unterstützt wurden wir durch die Anti-AKW-Gruppe Dithmarschen, die ein paar Meter weiter einen Infostand aufgebaut hatte, sowie von Marktbesuchern, die sich zahlreich mit uns solidarisierten.
Obwohl wir mit unserer Tour nur einen kleinen Sektor des möglichen Sperrgebietes bereisten und wir uns auch vorher theoretisch mit den Folgen eines Atomunfalls beschäftigten haben wir jetzt auch im wahrsten Sinne des Wortes die riesigen Dimensionen eines Evakuierungsgebietes erfahren.
Julian Merkel