(Gegenwind 289, Oktober 2012)

Besucher der Ausstellung sehen sich Fotografien der Flüchtlingsfrauen an

Gefühle / Blicke / Fotografieren / Flüchtlingsfrauen fotografieren

„Ein Bild sagt mehr, als 1000 Worte”

Die Ausstellung mit dem Namen Gefühle / Blicke / Fotografieren / Flüchtlingsfrauen fotografieren wurde im Anschluss an die Sonntagsmesse am 9. September im Gemeindezentrum St. Heinrich, Feldstr. 172., eröffnet. Das Ziel der Ausstellung lautete, - es wurde auch verwirklicht - den Besuchern einen Blick von Flüchtlingsfrauen auf die Aufnahmegesellschaft und nicht einen Blick der Aufnahmegesellschaft auf die Flüchtlingsfrauen zu verschaffen.

Die Initiative ging auf das Autonome Frauenhaus Neumünster und in Kooperation mit dem Beauftragten für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen des Landes Schleswig-Holstein zurück. Schutzbedürftige Flüchtlingsfrauen, entweder allein oder in Begleitung der Familien, kommen nach Deutschland, um hier vor Verfolgung, Not und Lebensgefahr Schutz zu suchen. Die Aufnahme der Flüchtlingsfrauen geschieht mit den anderen Asylsuchenden in Gemeinschaftsunterkünften, zu denen auch die schleswig-holsteinische Gemeinschaftsunterkunft des Landesamtes für Ausländerangelegenheiten in Neumünster zählt. Die Flüchtlingsberatung des Diakonischen Werkes Altholstein hat den Flüchtlingsfrauen aus der Türkei, Afghanistan, Iran und dem Irak ermöglicht, durch den Blick der Einwegkameras ihre Eindrücke, Empfindungen, Sehnsüchte und die Umstände ihrer Alltagssituation zu zeigen. Die anonymen Bilder mit kurzen Texten beeindrucken den Betrachter und geben ihm einen besonderen Einblick in das Leben einer Frau, die viel durchgemacht hat, aber die Hoffnung einmal „frei zu sein wie ein Vogel” nicht aufgegeben hat.

Fotografie auf der Ausstellung

Eine Afghanin wünscht sich, dass „es alles so schön wäre in Afghanistan wie diese Blume”

Eine ist begeistert vom Bildungssystem dieses Landes: „Ein Land braucht Bildung so nötig wie Wasser und Brot. Ein ungebildetes Land ist ein hungerndes und durstiges Land. Deshalb werden in diesem Land alle Kinder zur Schule geschickt und der Staat trägt ohne Unterschied die Kosten, denn der Staat zahlt personenbezogenes Kindergeld. In unserem Land hingegen wurden bis vor kurzem in einigen Provinzen die Mädchen noch nicht zur Schule geschickt, ebenso wie Kinder aus Familien, das nötige Geld fehlte. Ein Wettstreit fällt mir ein, die Bildung an Privatschulen und an den Schulen des Bildungsministeriums ist nicht die Selbe, aber es muss dieselbe Prüfung abgelegt werden. Das Recht auf Bildung ist nicht käuflich, jede sollte das gleiche Recht auf eine wissenschaftliche Bildung haben.”

Fotografien auf der Ausstellung

Für eine andere ist „das Heimleben, das Leben im Asylheim nicht einfach. Ich kann hier aber ohne die ständige Angst leben.”

Auf eine wirkt das Wasser wie folgt: „Wenn ich ins Wasser schaue, in den See oder ins Meer, werde ich von der Wasserfläche einfach fasziniert. Die Ruhe kehrt in meine Seele ein. Das Wasser zieht mich heran und lockt mich zu sich. Ich schaue in die Tiefe und sehe dort den Frieden und die Ruhe, all das, was ich in der Realität nicht habe. Ich sehe den Boden vom Gewässer - dort gibt es keine Angst und keinen Schrecken, die ich empfinde hier, auf der Erde. Ich möchte hinein in die Tiefe springen, ich sehe offene Hände, welche mich rufen und welche mir sagen, dass ich dort vor Niemandem und vor Nichts Angst haben müsse. In der Tiefe ist Frieden und Ruhe.”

Die Organisatoren des Projekts waren: Rike Müller von der Flüchtlingsberatung der Diakonie Altholstein, Sevim Kiraz vom Autonomen Frauenhaus Neumünster und Torsten Döhring, Mitarbeiter des Beauftragten für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen.

Suliko Mikelashvili

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