(Gegenwind 287, August 2012)
Der sonst so zuverlässige dänische Wetterbericht lag ziemlich daneben - und das war gut so. Statt der angekündigten Regenschauern gab es zum Start der 2. Tour de Flens in Sonderborg am 16. Juni „Sonne satt”. Soren Bonde Hansen, der Kommunaldirektor der kleinen „hyggeligen” Stadt, freute sich bei der Begrüßung der gut 30 Mitwirkenden über den Zuspruch, der die gute grenzübergreifende Zusammenarbeit belegt und ein weiterer guter Grund dafür ist, dass Sonderborg im Jahr 2017 europäische Kulturhauptstadt sein möchte. Nachdem die weiter angereisten zwei- bis vierrädrigen Elektrofahrzeuge ihre Akkus am Rathausplatz und am Sonderborger Hafen aufgeladen hatten, kreuzte der Konvoi die Brücke über den Alsensund auf´s Festland.
Ein buntes Bild gaben die Teilnehmer und Fahrzeuge ab, die alle eines gemeinsam hatten: die erneuerbare Bürger-Bewegung verzichtete komplett auf Teilnahmegebühren und CO2-produzierende Energieträger. Die Kommunen Sonderborg und Flensburg wollen bis 2050 komplett CO2-frei werden und haben mit der Umstellung ihrer Strom- und Wärmeversorgung von Kohle auf Geothermie und Biomasse begonnen, das Umland liefert Solar- und Windenergie, bei Engpässen und im Grünstromtarif kann norwegische Wasserkraft bezogen werden.
Besonders die Pedelec-Fraktion hatte stark zugelegt im Verhältnis zur Tour 2011: Radlergruppen der evangelischen Kampagne „Kirche für Klima” und der Photovoltaikfirma „Solar Andresen” konnten gemeinsam mit Glücksburgs Bürgermeisterin Dagmar Jonas in Fußballteamstärke den landschaftlich schönen „Gendarmstien” entlang der dänischen Südsee erradeln, während die Twikes und Tazzaris, Buddy und City-El, I-Miev, E- Beetle und Karabag die Hochstrecke wählten, um sich erst wieder beim unvermeidlichen Zwischenstop in Sonderhav zum „Hotdog bei Annie” zu treffen.
In Flensburg warteten bereits Presse und Klimapakt-Sprecherin Emöke Kovac auf die bunte Truppe, die sich überraschend verspätet hatte: ausgerechnet der nun gastgebende Flensburger Stadtrat John Witt, der als vielfacher Teilnehmer am Glücksburger Triathlon gleich mit einem Rennrad gestartet war, hatte sich bei einem Sturz leicht verletzt und wurde darauf von anderen Pedelec-Fahrern zu seiner Begrüßungsrede an der Flensburger Hafenspitze eskortiert.
Die ambitionierten Pläne für die nachhaltige Mobilität Flensburgs wurden bei einem weiteren Zwischenstop von Paul Hemkentokrax, dem Geschäftsführer von Aktiv-Bus, vorgestellt. In einem imposanten elektromobilen Gelenkbus, der mit 22 Tonnen auch die westliche Höhe Flensburgs erklimmen kann, wurde eine Testfahrt gemacht.
Auf der südlichen Seite des Flensburg Fjord ging´s dann bis zum Glücksburger Wasserschloss, wo die Tour auf der Schlossinsel von Filmteam und fliegender Kamera erwartet wurde. Die Verwicklungen von 425 Jahren deutsch-dänischer Geschichte wurden dann bei einer Führung vom Dachboden bis zum Verlies der ehemaligen Sommerresidenz des dänischen Königshauses vorgestellt.
Die letzte Bergwertung führte dann auf das 40 Meter über Meeresspiegel liegende Hochmassiv Glücksburgs, den Bremsberg, zum dortigen Zentrum für nachhaltige Entwicklung, artefact. Nach der Begrüßung durch Bürgermeisterin Dagmar Jonas, die nach ihrer erfolgreichen Jungfernfahrt mit einem Pedelec den Erwerb eines eigenen plant, eröffnete artefact-Geschäftsführer Werner Kiwitt den Grillbetrieb und das Flens-Buffet mit den auch überregional überaus beliebten Hopfenblütentees des Sponsors. Nach vielen Fachsimpeleien über deutsch -dänische Steckdosen und den Aufbau grenzübergreifender Elektromobil-Tankstellen lud Kiwitt zu einer Führung durch Gästehaus und Gelände von Schleswig-Holsteins ältester Park&Charge-Station bis zur neuen modulierbaren Solarinstallation. Fahrzeuge und Fahrer waren auch zum Übernachten willkommen, um am Folgetag ihre Fahrzeuge einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen: Während die Marktbesucher der „naturtec” zahlreiche Anregungen für die Energiewende in den eigenen vier Wänden sammeln konnten, fieberten beim vierten Schleswig-Holstein Solarcup Hunderte Kinder und Jugendliche mit ihren selbst gebauten Solarkleinfahrzeugen um die Wette und den Pokal , der die Teilnahme am Bundesfinale garantiert. Die Mitfahrer der „Tour” waren sich einig: „Die Tour de Flens ist einfach topp, auch nächstes Jahr heißt´s wieder: Plopp!”.
Werner Kiwitt
artefact - Zentrum für nachhaltige Entwicklung
Bremsbergallee 35, 24960 Glücksburg/Ostsee, Tel.: 04631-6116-0, Fax: 04631-6116-28, info@artefact.de, www.artefact.de