(Gegenwind 276, September 2011)

Luisa Böttner
Luisa Böttner

20 Jahre Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) in Schleswig- Holstein

„Junge HeldenInnen” für nachhaltige Entwicklung

Seit zwanzig Jahren gibt es in Schleswig Holstein für junge Menschen zwischen 16 und 26 Jahren die Möglichkeit, 12 Monate lang ein Freiwilliges Ökologische Jahr (FÖJ) zu absolvieren. Die Einsatzstellen weisen ein breites Spektrum an Aufgaben auf: Über die Arbeit auf ökologischen Bauernhöfen, auf einem Umweltbildungsschiff, Stellen im Naturschutz an den Küsten der Ost- und Nordsee und in verschiedenen Umweltverbänden bis hin zu sechs Einsatzstellen im Eine Welt Bereich (Weltläden und beim entwicklungspolitischen Landesnetzwerk BEI) reicht das Angebot.
Luisa Böttner (Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein), Franziska Reese (Heinrich Böll-Stiftung Schleswig-Holstein) und Lara Schwanitz (Geo step by step) berichten über ihre Erfahrungen mit dem Jugendfreiwilligendienst.

BEI:

Weshalb hast Du Dich für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr, FÖJ, entschieden?

Franziska Reese:

Mir war am Ende der Oberstufe klar, dass ich unbedingt studieren wollte, aber auf keinen Fall sofort. Von der Schulbank gleich in den Hörsaal war nicht gerade nach meinem Geschmack. Ich wollte aber auch nicht auf der „faulen Haut” liegen, sondern etwas Praktisches und Nützliches machen. Ein Freiwilliges Soziales Jahr, FSJ, kam für mich nicht infrage, da ich schon während der Schulzeit ehrenamtlich in der Jugendarbeit tätig war. Ich wollte einmal etwas anderes ausprobieren, bevor ich mich endgültig für ein Studium entscheiden würde. Von dem FÖJ hörte ich durch Zufall von einer Bekannten beim Billard spielen, die selbst eines gemacht hatte und es mir wärmstens empfahl. Beim Stöbern durch die verschiedensten Einsatzstellenmöglichkeiten wurde ich unter anderem auf die Heinrich Böll-Stiftung aufmerksam, die in dem Feld politischer Bildungsarbeit agiert. Da ich mich sehr für politische Themenfelder interessiere, bin ich dann glücklicherweise auch dort gelandet.

Für den Erhalt einer lebenswerten Umwelt arbeiten zu können, das wollen die Einsatzstellen den FÖJ-lerInnen ermöglichen. Wie ist Eure Erfahrung?

Lara Schwanitz:

Meine Einsatzstelle war der Umweltbildungsverein Geo step by step aus Kiel. Er ist zertifiziert als Bildungspartner für Nachhaltigkeit und in seiner Vereinsphilosophie ist deshalb der Erhalt einer lebenswerten Umwelt ein wichtiger Grundsatz.

Das schlägt sich natürlich auch in den zahlreichen und vielseitigen Aktivitäten des Vereins nieder: Projekte mit Schulklassen zum Thema Sonne und Klima, Meer und Landschaftsentwicklung in Schleswig-Holstein sollen die Kinder und Jugendlichen für ihre Umwelt sensibilisieren und sie so dazu anregen, sich für ihren Erhalt einzusetzen. Das ist eine wichtige und schöne Arbeit! Allerdings denke ich, dass es zwar toll ist, mit den Schulklassen einen interessanten Vormittag zu verbringen und mit ihnen in Solarprojekten Solarkocher zu bauen und Solarthermie-Anlagen zu erkunden, aber ich bin mir nicht sicher, wie viel dann wirklich nach 2 Stunden im Kopf hängen bleibt und sich auf Dauer auf Denk- und Verhaltensweisen auswirkt.

Infokasten

Freiwilliges Ökologisches Jahr, FÖJ, in Schleswig- Holstein:

Gefördert wird das FÖJ vom Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holsteins, dem Bundesministerium für Familien, Senioren,Frauen und Jugend, der Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche, der Trägergemeinschaft für das FÖJ am Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, den FÖJ Einsatzstellen und Spenderinnen und Spendern.

Zu dem FÖJ gehören fünf einwöchige Seminare, bei denen sich die Freiwilligen in selbst vorbereiteten Programmen mit Themen der Nachhaltigkeit beschäftigen. Auf Grund des Schleswig Holsteinischen Haushaltes wird das FÖJ im neuen Jahrgang erneut mit Kürzungen durch das Land konfrontiert sein. Seit 2007 wurden bereits 50 % der Förderungen des Landes für das FÖJ gestrichen, so dass in Schleswig-Holstein für den kommenden Jahrgang mit Hilfe von extern eingeworbenen Mitteln nur noch 121 Einsatzstellen finanziert werden können. Im Jahrgang 2010/2011 waren es noch 144 Stellen. Weitere Kürzungen sind geplant. Der FÖJ-Träger Koppelsberg plant ab dem 1.8.2011 ca. 30-40 Plätze im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes im Bereich Umwelt- und Naturschutz anbieten.

Franziska Reese:

Die meisten Leute denken bei einem FÖJ an praktische Tätigkeiten wie beispielsweise an Tiere pflegen, Vögel zählen oder Bäume pflanzen. Natürlich sind diese Tätigkeiten auch vertreten. Genauso gut kann man als FÖJlerIn aber auch in einem Naturkundemuseum arbeiten und sich um die Ausstellungen und die Gäste kümmern, in einer Umweltberatungsstelle den AnruferInnen Auskünfte geben oder aber Umweltbildung für Kinder und Jugendliche anbieten.

In meiner Einsatzstelle bei der Heinrich Böll-Stiftung Schleswig Holstein werden Seminare, Podiumsdiskussionen oder andere Veranstaltungsformate zu verschiedensten Themen, natürlich auch viel zu Themen des Natur- und Umweltschutzes, konzipiert und durchgeführt. Ich selbst habe beispielsweise eine Ausstellung zum Thema Globale Zukunft unter den Aspekten Klima, Hunger und Konsum betreut. Jede FÖJ-Kraft trägt etwas zum Naturschutz bei, ob nun mit handwerklichen Tätigkeiten bei Umweltverbänden oder indem Mitmenschen über bestimmte Themenbereiche informiert werden. Natürlich ist aber nicht jeder FÖJler und jede FÖJlerin mit den Aufgabengebieten zufrieden. In solchen Fällen muss man dann eben versuchen, mit der Einsatzstelle und dem Träger Lösungen zu finden.

Sehr gut fand ich, dass wir bei den FÖJ-Seminaren selbst viel über Themen im Bereich des Natur- und Umweltschutzes dazu gelernt und uns damit beschäftigt haben, wie wir unsere Lebensweise umweltfreundlicher gestalten können; das ist oft einfacher, als ich gedacht habe.

BEI:

Welche Erfahrung, welches Erlebnis hat Dein FÖJ am meisten geprägt?

Luisa Böttner:

Ich nehme sehr viel mit aus Gesprächen, die ich in diesem Jahr geführt habe. Angeregte Diskussionen mit anderen Freiwilligen, spannende Gespräche mit Menschen aus anderen Ländern, PolitikerInnen, außerschulischen LernpartnerInnen, Jugendlichen und natürlich meinen ArbeitskollegenInnen beim Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein. Diese Gespräche und Diskussionen haben mich zum Teil vor neue Fragen gestellt und mir neue Sichtweisen eröffnet, aber auch meine Überzeugungen gestärkt und geschärft. Auf privater Ebene hat mich sehr geprägt, dass ich ein für mich neues Bundesland sowie neue Menschen kennen gelernt, neue Freunde gewonnen und eigenständig gelebt habe.

Lara Schwanitz:

Mein prägendstes Erlebnis während meines FÖJ-Jahres war ohne Zweifel meine erste eigene Strandführung mit der mir liebsten Klasse im Schullandheim. Die Kinder waren so interessiert an dem, was ich ihnen erzählt habe, und zum Abschied haben sie mir eine kleine Urkunde überreicht. „Für Lara. Für ihre erste Führung. Es war toll!” stand darauf. Dank dieses Erlebnisses habe ich mich mit dem Gedanken angefreundet, doch Lehrerin zu werden und mittlerweile warte ich ganz gespannt und euphorisch auf die Studienbestätigung.

Franziska Reese
Franziska Reese

Franziska Reese:

Puh, da gibt es viel zu viele Erlebnisse. Besonders der Satz: man wächst mit seinen Aufgaben, trifft auf mein FÖJ-Jahr zu. Ich habe mich in vielen Dingen ausprobiert und Kompetenzen in den verschiedensten Aufgabenbereichen durch die Arbeit in meiner Einsatzstelle und als Sprecherin für das FÖJ in Schleswig-Holstein erworben.

Ich fand es auch super, dass viele Erwachsene begeistert und offen waren für das Engagement und für die Ideen von uns jungen Erwachsenen, und dass ich in meiner Einsatzstelle komplett als gleichwertige Kollegin angesehen wurde. Interessant war ebenfalls, dass ich zu Themen des Natur und Umweltschutzes noch einmal ganz andere Zugänge bekommen habe, als beispielsweise in der Schule, und ich mein alltägliches (Konsum-)Verhalten nun anders wahrnehme und teilweise umstelle.

BEI:

Aktuell wird das FÖJ in Schleswig-Holstein mit einer „Heroes”-Kampagne beworben. Die Kampagne zeigt FÖJler und FÖJlerinnen als Superhelden wie Superman oder Batman in ihren Einsatzstellen. Inwiefern agieren deiner Meinung nach FÖJler und FÖJlerinnen als Helden in unserer Gesellschaft?

Luisa Böttner:

Wir haben diese Kampagne bei unserem FÖJ-Landesaktionstag auf der Kieler Woche aufgegriffen. Wir sind als Superhelden verkleidet losgegangen und haben herumliegenden Müll eingesammelt. Dazu haben wir einen Info- und Aktionsstand zum Thema FÖJ und Umweltverschmutzung/Recycling, ein Quiz zu Umweltschutzfragen und Papierschöpfen angeboten. Ich denke, natürlich darf und soll man die Kampagne mit einem Augenzwinkern sehen. Aber egal ob auf dem Bauernhof, bei Vereinen wie dem NABU oder der BUND Jugend, auf dem Umweltschiff Petrine oder im Weltladen: Alle FÖJ- Einsatzstellen und FÖJlerInnen wollen sich für Nachhaltigkeit und mehr Gerechtigkeit für Menschen, Tiere und Natur einsetzten. Also setzen sie sich wie Superhelden für etwas Gutes und Erstrebenswertes ein. Ein klarer Unterschied zwischen FÖJlerInnen und „Superman” gibt es aber doch: „Gekämpft” wird im FÖJ nicht; das FÖJ will das Gute stark machen. Ein weiterer Unterschied ist, dass man sich bei „Superman” darauf verlassen kann, dass er seine Arbeit erledigt und dabei die Welt rettet. Durch seine Superkräfte wird er unantastbar. In unserer Realität kann ja aber jede Person zum „Öko-Superman” werden und das auch unabhängig davon, ob diese Person ein FÖJ macht oder nicht.

Lara Schwanitz
Lara Schwanitz

Lara Schwanitz:

Ich bin zwar dieses Jahr FÖJlerin, aber als Heldin würde ich mich nicht bezeichnen. Das finde ich auch gar nicht sinnvoll. Ich möchte lieber ein Vorbild sein, an dem andere sich orientieren können, als eine Heldin, deren tolle Taten bewundert, aber nicht nachgemacht werden. Die Kampagne finde ich trotz der Überspitzung ansprechend.

Ob FÖJler also Vorbilder sind? Schon ein bisschen. Viele sagen, dass sie in unserer Gesellschaft und in unserem Wirtschaftssystem keine Zeit mehr haben, ein Jahr zu verschenken. Das ist schade und nicht gut, wenn der Einzelne mit seinen Zielen und Vorstellungen so in den Mittelpunkt gerückt wird und es auf seinem Weg keine Seitenblicke mehr gibt. Nicht nur für unsere Gesellschaft ist das nicht erstrebenswert, sondern auch für die Personen selbst ist es ein unheimlicher Verlust.

BEI:

Der Wehr- und damit auch der Zivildienst wurden zum 1. Juli ausgesetzt. 62.000 Stellen wurden durch den Zivildienst besetzt. Zu diesem zivilgesellschaftlichen Engagement kamen jährlich noch rund 35.000 Stellen aus dem Jugendfreiwilligendienst, zu dem u.a. auch das FÖJ zählt, dazu. Nun soll in Ergänzung zum Jugendfreiwilligendienst der Bundesfreiwilligendienst (angestrebt sind 35.000 Stellen) die Stellen des wegfallenden Zivildienstes ersetzen. Wie habt Ihr bei Euren Seminaren/Treffen dieses Thema diskutiert? Wie ist Eure Meinung dazu?

Franziska Reese:

Auf jedem Seminar gab es einen Programmpunkt der „FÖJ-Aktuell” hieß, bei dem die SprecherInnen oder die hauptamtlichen MitarbeiterInnen des Trägers solche Neuigkeiten thematisiert haben und je nach Interesse und Nachfrage ins Detail gegangen sind. Ich stehe dem neuen Bundesfreiwilligendienst (BFD) nicht ganz unskeptisch gegenüber und bin gespannt, wie er sich entwickeln wird.

Dieser Umbruch ist in einer sehr kurzen Zeit vollzogen worden, was beteiligte Einsatzstellen und Träger vor (zu) große Herausforderungen stellte. So konnte man erst viel zu spät Freiwillige für den Bundesfreiwilligendienst werben und ihnen einen verbindlichen Vertrag zusagen. Natürlich liegt dieser Umstand an der schnellen Entscheidung, den Wehrdienst auszusetzen, und war somit nicht zu ändern, aber das hätte man auch vorher bedenken können. Ich finde es auch wirklich bedenklich, dass der neue Bundesfreiwilligendienst eine komplette Doppelstruktur zu den jahrelang bewährten bisherigen Freiwilligendiensten in zivilgesellschaftlicher Hand darstellt und ich hoffe inständig, dass diese dadurch keine Nachteile erfahren werden. Meiner Meinung nach sollte man am besten den bisherigen Freiwilligendiensten die Mittel zur Verfügung stellen, um mehr Einsatzstellen zu schaffen, aber dies ist wohl rechtlich nicht möglich. Zudem erscheint mir der ganze Bundesfreiwilligendienst als riesiger Verwaltungsrettungsapparat für eine Wehrpflicht, die ja nur ausgesetzt ist und jederzeit wieder eingesetzt werden könnte. Bisherige Zivildienstschulen und Einsatzstellen müssen also erhalten bleiben.

In der Regel ist es ja so, dass Freiwilligendienstleistende immer nur zusätzliche Arbeit leisten und die Einrichtungen auch ohne diese funktionieren sollen. Nun wissen wir jedoch alle, dass ohne die Arbeitskraft der Zivildienstleistenden unser Sozialsystem nicht funktioniert und die durch den Bundesfreiwilligendienst geschaffenen Freiwilligendienstplätze dazu dienen sollen, den Zivildienst zu ersetzen. Diesen Widerspruch, der auch in öffentlichen Aussagen von EntscheidungsträgernInnen zu finden ist, finde ich bedenklich.

Der Umstand, dass der BFD nicht altersbeschränkt ist, lässt mich noch das Risiko erwähnen, dass arbeitslose Fachkräfte den Freiwilligendienst absolvieren und dadurch ein neuer Niedriglohnsektor entsteht.

Luisa Böttner:

Es ist zu spüren, dass der Wegfall von Zivildienststellen große Auswirkungen auf viele Einrichtungen hat und haben wird. Auf der einen Seite verstehe ich, dass Einrichtungen und Vereine sich über den Wegfall von Zivildienststellen ärgern. Zivis waren für viele Vereine/Einrichtungen eine große Bereicherung. Was mich stört, ist die Art und Weise wie in einigen Berichten über den Wegfall der Zivildienststellen geklagt wird. Denn einige beschweren sich ja eigentlich nur darüber, dass man nun ohne „billige Arbeitskräfte” besser zu bezahlende hauptamtliche Beschäftigte einstellen muss. Wenn beispielsweise ein Krankenhaus nicht in der Lage ist, anstelle von Zivildienstleistenden sozialversicherungspflichtige ArbeitnehmerInnen einzustellen, empfinde ich diese Situation als großes Problem nicht nur im Gesundheitssystem. Ich finde es gut, dass der Bundesfreiwilligendienst eingeführt wird und es nun möglich ist, in den Bereichen Sport, Integration, Kultur und Bildung den Freiwilligendienst abzuleisten. Ich bin aber gegen das zur Zeit auch oft diskutierte Modell, ein verpflichtendes Jahr einzuführen. Ich weiß zwar von einigen Männern, dass sie ihren Zivildienst nur gezwungenermaßen angetreten, dann aber ganz viel mitgenommen haben. Trotzdem finde ich, zivilgesellschaftliches Engagement sollte aus eigener Motivation und nicht durch Zwang abgeleistet werden. Und wenn man sich zum Beispiel die BewerberInnenzahlen beim FÖJ in Schleswig Holstein anschaut, wird ja deutlich, dass viele junge Menschen interessiert an einem Freiwilligendienst sind. Deswegen war ich auch ehrlich gesagt überrascht, dass der Bundesfreiwilligendienst bisher so wenig nachgefragt ist.

BEI-Mitgliedsgruppen

El Salvador-Partnerschaftsgruppe im Kirchenkreis Dithmarschen
Dorfstraße 48, 25719 Barlt
Kontakt: Dr. Dietrich Stein
Telefon: 04855-322

Die Partnerschaftsarbeit des Kirchenkreises Süderdithmarschen mit der Westzone der lutherischen Kirche von El Salvador begann an einem warmen Mainachmittag 1990: Der lutherische Bischof Medardo Gomez war auf Einladung des Diakonischen Werkes im Rahmen der Brot-für-die-Welt-Kampagne „Nordelbien an der Seite der Armen in El Salvador” nach Nordelbien gekommen und hatte noch einen Termin frei. So wurde er nach Barlt zu einem Gespräch in den Pastoratsgarten eingeladen. 80 Menschen strömten dorthin, um ihn zu hören. Gomez sagte: „Wir brauchen eure Hilfe. Kommt und helft uns.” Ausländische Beobachter seien in der Zeit des Bürgerkrieges wichtig, gerade auch politische Funktionsträger.

1992 gründeten sich die Partnerschaftsgruppen Barlt, Eddelak und Marne. Als Ziele der Partnerschaftsarbeit wurden damals festgehalten: Weitergabe von Informationen in den Gemeinden und auch darüber hinaus, Solidarität mit den Menschen in El Salvador, Kennenlernen der Partner/innen durch Briefe und Reisen, das Aufbauen von Vertrauen und der Austausch von Gedanken sowie auch das Erkennen von eigenen Verstrickungen in die Probleme von El Salvador.

Seit diesen Anfängen gab es regelmäßig einmal im Monat ein Treffen der Partnerschaftsgruppen in Marne, Barlt und Eddelak, zunächst in jeder Gemeinde für sich, doch bald von allen drei Gruppen gemeinsam. Briefe gehen von und nach El Salvador, Besuche finden in beide Richtungen statt. Die Gruppenmitglieder in Dithmarschen unterstützen Eilaktionen bei Menschenrechtsverletzungen in El Salvador. Partnerschaftsgottesdienste werden in den Gemeinden gehalten. Vielen im Kirchenkreis ist das Land El Salvador mit seinen Menschen durch die Partnerschaftsarbeit sehr nahe gekommen.

BEI:

Im Zuge der Einsparmaßnahmen des Landes Schleswig Holstein wurde und wird weiterhin auch beim FÖJ an Geldern gekürzt. Seit 2007 wurden bereits 50% der Förderungen des Landes für das FÖJ gestrichen. Wie äußern sich diese finanziellen Kürzungen konkret? Was sind Konsequenzen sowohl für Teilnehmende, als auch für die Einsatzstellen und die FÖJ Betreuung?

Luisa Böttner:

Wir haben als Vergütung 380 Euro bekommen. Das ist auf den ersten Blick nicht wenig. Um Miete, öffentliche Verkehrsmittel und weitere Kosten zu decken, ist es dann aber doch bei einigen von uns knapp gewesen. Die meisten werden von ihren Eltern unterstützt. Auch die Einsatzstellen werden mehr bezahlen müssen, was für kleine Vereine mit geringer finanzieller Ausstattung schwierig ist. Manche Einsatzstellen werden ganz weg fallen. Das ist sehr schade. Derzeit gibt es eine auf hohen Touren laufende Debatte darüber, ob finanzstarke Organisationen, die eine FÖJ Stelle komplett selbst finanzieren können, dies auch dürfen. Das könnte bedeuten, dass große Konzerne als Einsatzstellen dazu kommen, die sich eine FÖJ-Kraft leisten können, während kleine Vereine aus finanziellen Gründen als Einsatzstellen wegfallen. Ich persönlich wünsche mir, dass das FÖJ seinen bisherigen Charakter behält.

Franziska Reese:

Wir werden dieses Jahr erneut damit konfrontiert, dass die Gelder für unseren nachfolgenden Jahrgang knapper ausfallen als bei unserem FÖJ-Jahrgang. Konkret gibt es nur ein paar wenige Stellschrauben, an denen man drehen kann, um den Wegfall der finanziellen Mittel zu kompensieren. Entweder erhöht man den Beitrag der Einsatzstellen, verringert das Taschengeld der TeilnehmerInnen oder es müssen Einsatzstellen gestrichen werden. Dies alles ist in den letzten Jahren schon passiert und mehr geht auf keinen Fall. Vielen Einsatzstellen des Dritten Sektors, also gemeinnützigen Naturschutzinitiativen, Vereinen und Verbänden, stehen in der Regel sowieso immer wenig Gelder zur Verfügung. Sie sind auch anderweitig von Kürzungen betroffen und könnten sich einen erhöhten Beitrag für einen FÖJ-Platz nicht mehr leisten. Diese Einrichtungen haben meist wenig Möglichkeiten, sich zu finanzieren, da die Zielgruppe der Arbeitsleistungen - beispielsweise Tiere und Pflanzen - bekanntlich nicht in der Lage ist, Pflegegelder zu zahlen.

Bei den TeilnehmerInnen verhält es sich ähnlich. Einige, die von zu Hause finanziell stark unterstützt werden, haben mit weniger Taschen-, Essens-, und Verpflegungsgeld keine Probleme. Momentan ist der Höchstsatz für TeilnehmerInnen, die nicht mehr zu Hause wohnen, 380 Euro.

Für TeilnehmerInnen, die von ihren Eltern lediglich ihr Kindergeld ausgezahlt bekommen, sieht es schon wesentlich schlechter aus. Mit Glück bekommen sie noch Wohngeld von der Stadt oder sie schaffen es, neben ihrer Arbeit in der Einsatzstelle noch anderweitig zu jobben. Es wäre sehr schade, wenn sich in Zukunft wirklich nur noch Kinder aus gutbürgerlichen Familien ein FÖJ leisten könnten. Bezüglich der letzten Stellschraube, der TeilnehmerInnenzahl, wäre es auch sehr bedauerlich, wenn noch mehr Einsatzstellen wegfallen würden, da jetzt schon viele BewerberInnen leer ausgehen.

Termine im September (2011)

15. September: Landesweiter Treffpunkt für den Lernbereich Globale Entwicklung: Praxistag 2011; Information: Heike Hackmann, Tel.: 0431 / 67 93 99 - 01, Email: hhackmann@bei-sh.org sowie Petra Kolb, Tel: 04555 / 71 48 35, Email: petrakolb@t-online.de; Ort: Jugendherberge Kiel, Johannesstr. 1, 24143 Kiel; Zeit: 10:00 bis 16:30 Uhr. Weitere Informationen unter https://www.bei-sh.org/php/termine.php?id=209.

24. September: Didaktik-Fortbildung für Referent/innen des Globalen Lernens; Information: Heike Hackmann, Tel.: 0431 / 67 93 99 - 01, Email: hhackmann@bei-sh.org sowie Melanie Korn: 0431 / 880-1266; Ort: Zentrum für Lehrerbildung der Uni Kiel, Olshausenstraße 75, 24118 Kiel, Zeit: 10:00 bis 16:00 Uhr. Weitere Informationen unter https://www.bei-sh.org/php/termine.php?id=216

BEI:

Für den FÖJ Jahrgang 2010/2011 gab es insgesamt 847 Bewerbungen für 144 verfügbare Stellen. In diesem Jahrgang 2011/2012 sind es bisher716 Bewerbungen für 123 Stellen. Was ist deiner Meinung nach das Besondere am FÖJ in Schleswig Holstein?

Lara Schwanitz:

Na, ganz einfach: In Schleswig Holstein gibt es mehr als Meer! Aber eben auch Meer und eine tolle Landschaft. Ich bin in der Nähe von Stuttgart zur Schule gegangen und da ist es schon etwas Besonderes, direkt am Meer zu wohnen.

Außerdem hat das FÖJ Schleswig-Holstein eine gute und klare Organisation, was das Bewerbungsverfahren betrifft. In anderen Bundesländern habe ich teilweise überhaupt keine Rückmeldung erhalten.

BEI:

Was wünschst Du Dir für das FÖJ in Zukunft?

Lara Schwanitz:

Ich wünsche dem FÖJ, dass es weiterhin so begeistert durchhält trotz widriger Umstände wie Kürzungen, Kürzungen und noch mehr Kürzungen. Ich wünsche dem FÖJ, dass es weiterhin so vielen Jugendlichen die Chance bietet, sich einzubringen für den Umweltschutz. Ich wünsche dem FÖJ, dass es weiterhin jungen Menschen die Möglichkeit bietet, die Welt aus einem anderen Augenwinkel zu betrachten, damit sie sie auch in Zukunft (und vielleicht noch etwas mehr als derzeit) im Auge behalten.

Luisa Böttner:

Für das FÖJ wünsche ich mir, dass die Betreuung weiterhin herzlich und fröhlich bleibt und sich der Enthusiasmus und die Unverkrampftheit der Betreuung und der Einsatzstellen nicht durch finanzielle Einsparungen oder Konflikte trüben lässt.

Interview: Nicole Gifhorn

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