(Gegenwind 273, Juni 2011)

Podium
Podium: Serpil Midyatli MdL, Hayri Öznarin EWB-Vorsitzender, Dr. Ernst-Dieter Rossmann MdB (von links nach rechts)

Podiumsdiskussion aus Anlass des 50. Jahrestages der Einwanderung türkischer Gastarbeiter

„Integrations-und Migrationspolitik des Bundes - Ein Erfolg?”

Zur Integrationsdebatte gab es am 4. Mai eine engagiert und trotzdem sachlich geführte Podiumsdiskussion vor ca. 100 Anwesenden unterschiedlicher Altersgruppen und Nationalitäten im Kollegiumssaal des Elmshorner Rathauses. Nicht nur die Podiumsteilnehmer Dr. Ernst-Dieter Rossmann MdB und Serpil Midyatli MdL waren der Einladung des EWB-Vorsitzenden Hayri Öznarin gefolgt, sondern auch etliche Persönlichkeiten des gesellschaftlichen Lebens auf lokaler und regionaler Ebene. Öznarin bedauerte allerdings, dass die ebenfalls angefragten Vertreter anderer Parteien der Einladung nicht gefolgt waren.

Tenor der Diskussion war, dass die Sprache, vermittelt durch Bildung und vielfältige Kontakte, ein wichtiger Schlüssel zur Integration von Zuwanderern darstellt. Die Landtagsabgeordnete Serpil Midyatli ist dafür ein leuchtendes Vorbild: Sie wusste sich nicht nur eloquent und sachlich fundiert in der Diskussion zu behaupten, sondern ist neben der Tätigkeit im Landtag auch Unternehmerin. Damit bestätigt sie die Aussagen einer Studie der Leibniz-Universität Hannover, der zufolge Migranten weitaus tatkräftiger den Weg in die Selbständigkeit beschreiten als Deutsche ohne Migrationshintergrund.

Zur Geschichte und aktuellen Situation der Einwanderung von Arbeitskräften gestalteten Neslihan Öznarin, Horst Marn und Barbara Tewes eine Lesung zur Einstimmung auf das Thema. Auch MdB Ernst-Dieter Rossmann äußerte sich in seinem Statement dazu: „Die Gastarbeiter haben einen großen Beitrag zum Wohlstand in Deutschland geleistet. Seit den 1950 - Jahren hat sich viel verändert Deutschland befindet sich auf dem Weg vom Gastarbeiterland über das Einwanderungsland und Einbürgerungsland zum Bewerbungsland um Menschen, die mit ihrer Qualifikation nach Deutschland kommen wollen und sollen. Einwanderung ist nichts Statisches. Türken sind zu Deutschen geworden. Seit 2002 haben wir über 1 Million neue Einbürgerungen. Die Vielfalt der Einwanderung ist größer geworden und erfordert eine neue Integrationspolitik, die alle Facetten einbezieht. Wo Einwanderung früher bedeutete, dass einzelne jüngere Arbeitskräfte aus wenigen Anwerbeländern kamen, haben wir jetzt den Zuzug von Familien, als allen Generationen und einer viel größeren Breite an Herkunftsnationalitäten und auch einem großen Spektrum an Qualifikationen.

Lesung
Lesung: Neslihan Öznarin, Horst Marn, Barbara Tewes (von rechts nach links)

Auch für Elmshorn gilt, dass in unserer Stadt rund zehn Prozent der Einwohner einen ausländischen Pass haben. Sie kommen aus über 110 Nationen. Allein acht Nationen sind mit über 100 Einwohnern vertreten, wobei die Menschen aus der Türkei die mit Abstand größte Gruppe der Einwanderer bilden.

Interkulturelle Politik wird immer wichtiger, von der Bildungsförderung über die Gesundheitsversorgung bis hin zur Teilhabe an der Freizeit. Gerade der Sport kann hier sehr viel beitragen. Von 27 Millionen Sportvereinsmitgliedern in Deutschland haben allerdings nur 2,8 Millionen einen Migrationshintergrund. Sie sind damit im Sport noch deutlich unterrepräsentiert, auch wenn ihre Zahl stetig steigt. Das ist eine große Leistung auch der Sportbewegung.

Die deutsche Sprache und die Bildungsförderung sind die entscheidenden Schlüssel für noch mehr Partizipation und Integration. Gute Bildungsförderung von Kindheit an ist die gemeinsame Aufgabe von Politik, Schulen, Eltern und Initiativen. Auch der Einwandererbund e. V. in Elmshorn hat hierzu schon große Beiträge geleistet.

Über 50 Jahre ist es her, dass zum ersten Mal in Deutschland nach dem Krieg Gastarbeiter gezielt angeworben wurden. Wir müssen jetzt fragen, wie weit die Einwanderer sich jetzt bei angenommen und angekommen fühlen. Ich rege an, hierzu Lebensgeschichten von Einwanderern in Elmshorn zu sammeln und auch öffentlich vorzustellen.”

Die Serie TREFF als Diskussions-Forum wird fortgesetzt.

Einwandererbund e.V.

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