(Gegenwind 255, Dezember 2009)
In der zweiten Dezember-Woche sollen die letzten Flüchtlinge die Landesunterkunft (ehemalige Kaserne) in Lübeck verlassen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, zuständig für die Bearbeitung aller Asylanträge, wird voraussichtlich im Februar 2010 nach Neumünster umziehen.
In der ehemaligen Kaserne in Neumünster (Haart 148) sollen in Zukunft 360 bis 400 Flüchtlinge untergebracht werden. Sie dient als Erstaufnahmeeinrichtung, als zugeordnete Landesunterkunft, ebenso als Aufnahmestelle für Aussiedler und sogenannte Illegale. Ebenso soll sie weiterhin als "Ausreisezentrum" für langjährig Geduldete dienen, die Regierung nennt diese Funktion "Kompetenzzentrum".
Die "Landesunterkunft Haart" soll in Zukunft einzige Landesunterkunft für Flüchtlinge sein. Sie untersteht jetzt nicht mehr dem Innenministerium, sondern dem Justizministerium.
In den letzten Monaten ist die Zahl neu eingereister Flüchtlinge im Vergleich zu den vorigen Jahren stark gestiegen. Rund 800 Menschen werden dieses Jahr Zuflucht in Schleswig-Holstein suchen. Die meisten kommen aus Afghanistan und dem Irak, andere aus Russland, Aserbaidschan, Iran oder der Türkei. Während in den letzten Jahren nur wenige Flüchtlinge anerkannt wurden, sind zur Zeit ungefähr 35 Prozent der Asylantragsteller erfolgreich. Das liegt vor allem an der Situation in Afghanistan und dem Irak - irakische Flüchtlinge werden parallel, ohne Asylantrag, auch direkt aus Jordanien und Syrien eingeflogen.
Die Umorganisation in Neumünster, die deutliche Funktionsänderung der Unterkunft sowie die weit höhere Zahl der dort untergebrachten Flüchtlinge wird in den nächsten Monaten zu einem viel höheren Informationsbedarf, aber sicherlich auch zu Spannungen innerhalb der Unterkunft führen. Deshalb ist der Gegenwind dabei, regelmäßige Treffen mit Flüchtlingen und Anwohnerinnen und Anwohnern in der gegenüber liegenden Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde zu organisieren. Dies geschieht gemeinsam mit der Gemeinde, der Diakonie und dem Flüchtlingsrat. Der Gegenwind organisiert vor allem die regelmäßige Teilnahme von Dolmetscherinnen und Dolmetschern.
Wer zu diesen Treffen eingeladen werden möchte, wende sich bitte an die Redaktion.