(Gegenwind 250, Juli 2009)

Willi Max Beenke
Willi Max Beenke wurde am 06.10. 1913 in Burg geboren und am 20.03. 1944 ermordet.

Stolpersteine in Burg/Dithmarschen

Mahnung für die Zukunft

Am 30. Juli 2009 werden in Dithmarschen wieder zwei Stolpersteine für Opfer des Nazi Regims verlegt. Mit ihnen soll zwei Männern aus Burg gedacht werden, die auf je unterschiedliche Weise das Naziregime ablehnten und Widerstand leisteten.

Er "verstieß" in Burg gegen das Heimtückegesetz, indem er ausländische Rundfunksendungen abhörte. Er wurde denunziert und zum Verhör aufs Amt bestellt. Man ging der Sache jedoch nicht weiter nach und beließ es bei einer Verwarnung.

In Kiel, wohin Willi Max Beenke auf eine Werft zur Arbeit zwangsverpflichtet worden war, hörte er wieder ausländische Radiosendungen, und auch hier fanden sich Denunzianten, die dies zur Anzeige brachten. Er wurde daraufhin in das Arbeitserziehungslager in Salzgitter gebracht, wo er am 20. März 1944 ums Leben gebracht wurde.

Johannes Gerhard Kratzat
Johannes Gerhard Kratzat wurde am 8. Januar 1909 in Burg (Dithmarschen) geboren; und am 12. Juli 1944 in Lyon ermordet.

J.G. Kratzat wurde am 8. Januar 1909 in Burg geboren. Er besuchte die Volksschule und deren gehobene Abteilung, machte eine Lehre bei der Burger Sparkasse und wurde dann aber Seemann. In Burg wurde er "der gelehrte Seemann" genannt. Im Herbst 1931 war er an dem Seemannsstreik in den Ostseehäfen beteiligt.

Von März bis Juli 1933 war er im KZ Sonnenburg inhaftiert und wurde gefoltert. Nach seiner Entlassung hielt er sich längere Zeit bei seinen Eltern in Burg auf. Von 1934 bis 1936 arbeitete Kratzat für die "Internationale der Seeleute und Hafenarbeiter" (ISH) in Rotterdam und Antwerpen. In den dortigen Interclubs wurden deutsche Seeleute mit illegalen, gegen das Nazi Regime gerichteten Schriften versorgt und nach den Vorgängen im Deutschen Reich und auf den Schiffen befragt.

Von 1937 bis 1939 hatte er im spanischen Bürgerkrieg leitende Funktionen im Nachrichtendienst der Gruppe "Seeschifffahrt" der KPD inne. U.a. war er wesentlich bei der Zurückführung der Angehörigen des englisch - sprachigen Lincoln-Bataillons beteiligt.

Im Zweiten Weltkrieg schloss er sich der Résistance in Frankreich an. Am 10.März 1944 wurde er in Paris von den Deutschen verhaftet und von einem deutschen Feldgericht zum Tode verurteilt. Im Juli 1944 haben ihn deutsche Soldaten in Lyon hingerichtet.

Stolpersteine in Burg/Dithmarschen
Die Stolpersteine sind ein Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig. Mit diesen Mahnmalen soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Freitod getrieben wurden. Inzwischen sind an über 430 Orten - nicht nur in Deutschland - über 17.000 Stolpersteine, von Demnig verlegt worden.

In Dithmarschen gibt es bisher 7 Stolpersteine in Heide und 2 in Meldorf.

Beabsichtigt ist, dass Menschen in ihrem Alltag über Verfolgte und Opfer des Nationalsozialismus stolpern sollen. Die Steine alleine haben nur eine begrenzte Aussage. Sie bekommen ihren Sinn durch die permanente und kritische Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Antisemitismus. Da bald keine ZeitzeugInnen mehr leben werden, helfen die Stolpersteine, Orte der Verfolgung zu benennen und kenntlich zu machen.

Zur Information über das Projekt Stolpersteine und über das Leben und die Todesumstände von Willi Max Beenke und Johannes Gerhard Kratzat lädt der Arbeitskreis Widerstand und Verfolgung im nationalsozialistischen Dithmarschen zu einer Veranstaltung am 16. Juli um 19.30 Uhr in die Bökelnburghalle in Burg ein.

Die Verlegung der Stolpersteine am 30.07. 2009 wird um 9 Uhr in der Gartenstraße von Gunter Demning vorgenommen. Um 10.30 Uhr (Gartenstraße)und 10.45 (Kleine Schulstr.) Uhr sollen die Steine mit einem kurzen Gedenken den Opfern gewidmet werden. Anschließend findet am 30. Juli um 11.00 Uhr in der Bökelnburghalle ein Rundgespräch mit allen Interessierten über die Nutzung der Steine und auch über ihre Pflege statt.

Jochen Sievers

Da der Arbeitskreis Widerstand und Verfolgung im nationalsozialistischen Dithmarschen das Leben dieser zwei Opfer des Nationalsozialismus gerne noch umfassender dokumentieren möchte, bitten wir ZeitzeugInnen um Mithilfe. Der Arbeitskreis ist unter Tel. 04832/4104 und per E-Mail arbeitskreis1@gmx.net zu erreichen. Weitere Informationen über die Aktion Stolpersteine in Dithmarschen sind im Internet zu finden: www.stolpersteine-dithmarschen.tk oder www.stolpersteine.eu

Zur Startseite Hinweise zu Haftung, Urheberrecht und Datenschutz Kontakt/Impressum