(Gegenwind 233, Februar 2008)

Diskussion: Türkisch-Unterricht an Schleswig-Holsteins Schulen? - Besondere Bedeutung

Besondere Bedeutung

Jürgen Weber

Die SPD geht davon aus, dass Kenntnisse in möglichst vielen Fremdsprachen zu den unverzichtbaren Schlüsselqualifikationen der Zukunft gehören. Dies ergibt sich aus einem Arbeitsmarkt, der sich zunehmend internationalisiert; dies ergibt sich ebenso aus der Tatsache, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, und es ergibt sich natürlich auch aus den Chancen zur persönlichen kulturellen Weiterentwicklung, die die Begegnung mit anderen Völkern und ihren Kulturen ermöglichen, die nur dann wirklich tiefgreifend sein kann, wenn man auch die diese Kultur tragende Sprache beherrscht.

Es gibt daher an den Schulen Schleswig-Holsteins sehr vielfältige Sprachangebote. Die internationale Schlüsselstellung des Englischen ist dabei sicher unstrittig.

Die Frage, ob eine Schule zum Beispiel Russisch, Dänisch oder Spanisch anbietet, hängt natürlich in erster Linie davon ab, ob sie über Lehrerinnen und Lehrer verfügt, die für den Fremdsprachenunterricht in dieser Sprache ausgebildet sind. Dasselbe gilt natürlich auch für das Türkische.

Wir sehen keinen Grund, die Etablierung des Türkischen als Wahlpflichtfach grundsätzlich abzulehnen. Ebenso wie das Dänische, die Sprache der Grenzregion und der größten in unserem Land lebenden traditionellen Minderheit, hat natürlich auch das Türkische eine besondere Bedeutung als Sprache der größten in Deutschland lebenden neuen Migrationsminderheit.

Es ist davon auszugehen, dass künftig mehr junge Abiturienten türkischer Herkunft sich für eine Tätigkeit an unseren Schulen entscheiden. Dadurch wird auch das Angebot an Lehrkräften mit der entsprechenden Fakultas ausgebaut werden.

Die Einführung eines solchen Faches, das für alle interessierten Schülerinnen und Schüler offen stehen sollte, muss der Entscheidung der jeweiligen Schule, d. h. der Schulkonferenz, im Rahmen ihrer pädagogischen Eigenverantwortung und ihrer materiellen Möglichkeiten überlassen bleiben. Ein solches Angebot, das bereits jetzt als freiwillige Arbeitsgemeinschaft gebildet werden könnte, sollte aus didaktischen und pädagogischen Gründen allerdings nicht mit dem muttersprachlichen Unterricht vermischt werden, weil natürlich die Lernvoraussetzungen von Schülerinnen und Schülern, die das Türkische, wenn auch vielleicht in literatursprachlich nicht völlig ausgereifter Form verwenden, andere sind als die deutscher Schüler, die sich erst die Anfangsgründe des Türkischen erarbeiten müssen.

Abschließend weise ich allerdings auch darauf hin, dass die Umsetzung sinnvoller Ideen nicht unabhängig von der Finanzierung betrachtet werden kann.

Jürgen Weber
SPD-Fraktion im Landtag Schleswig-Holstein
Arbeitskreis Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur

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