(Gegenwind 223, April 2007)

Kraftwerksneubau

Klimakiller an der Kieler Förde ?

In Kiel soll ein Steinkohle-Kraftwerk mit einer Kapazität von 1100 MW errichtet werden. Die GRÜNEN lehnen den Bau der riesigen CO2-Schleuder ab und haben klimafreundliche Alternativen vorgestellt.

Das Gemeinschaftskraftwerk Kiel (GKK) auf dem Förde-Ostufer soll 2015 stillgelegt werden. Ende Februar 2007 wurden die Pläne für das Nachfolgekraftwerk vorgestellt. Es soll mit Importsteinkohle betrieben werden und eine Kapazität zwischen 800 und 1.100 Megawatt elektrisch haben. Die Kieler GRÜNEN gehen davon aus, dass die 1,1 Gigawatt-Variante die wahrscheinlichere ist, da e.on von diesem Typ 4 Kraftwerke errichten will.

Das neue Kraftwerk wird mehr als dreimal so groß sein wie das jetzige GKK. Da die Strommenge nicht in der Kieler Region gebraucht wird, muss das Kraftwerk an das bundesweite 380 kv-Hochspannungsnetz angeschlossen werden, dazu ist eine 37 km lange Stromleitung zum Umspannwerk in Schacht-Audorf erforderlich. Die ausgekoppelte Wärme soll auf 450 MW begrenzt werden. Die Wärme, die darüber hinaus erzeugt wird, heizt als Kühlwasser die Kieler Förde auf.

Pro Jahr sollen 2,5 Mio Tonnen Steinkohle verbrannt werden, das bedeutet einen CO2-Ausstoß von 7 Millionen Tonnen. Damit bekommt der Begriff GKK eine ganz neue Bedeutung: Größter Klima Killer Norddeutschlands. Das neue Kesselhaus wird 120 m hoch, der Schornstein sogar 180 m. Kiel schmückt sich mit dem Titel "Welthauptstadt des Segelns", da stellt sich die Frage nach stadtgestalterischen Verträglichkeit der Kohle.

Pro Jahr werden über 30 Schiffe Kohle anlanden, die Löschung pro Schiff dauert 2-3 Tage. Das heißt Lärm und Kohlestaub für die Kieler Region. Der neu zu erstellende Kohleschiffanleger wird ca 300 m in die Förde hineingebaut. Für die Reservemenge von 1 - 2 Schiffladungen (80.000 bis 160.000 t) werden 4 Kohlehalden gebraucht, die 25 -25 m hoch sein werden. Der Strand in Hasselfelde wird nur noch eingeschränkt für die Bevölkerung nutzbar sein. Baden wird unmöglich, da pro Stunde 100.000 Kubikmeter Kühlwasser in die Förde eingeleitet werden.

GRÜNE Alternativen

Auf einer Mitgliederversammlung am 27.2.07 haben sich die Kieler GRÜNEN einstimmig gegen den Bau eines Kohlekraftwerks ausgesprochen. Die GRÜNEN setzen auf Energieeffizienz, Energieeinsparung und Erneuerbare Energien. Der Wärmebedarf in der Kieler Region soll möglichst dezentral durch Kraftwärmekopplung bereitgestellt werden. Als Brennstoffe sind Biomasse aus der Region sowie fossiles Gas in der Übergangsphase, später dann Biogas vorgesehen. Vorstellbar sind moderne Gas- und Dampfturbinenprozess-kraftwerke (GuD) mit einem elektrischen Wirkungsgrad von 58% und die Nutzung der Geothermie. Eine nachhaltige Energieversorgung mit ehrgeizigen Einsparzielen, Kraftwärmekopplung mit Nahwärme und Nutzung der Biomasse aus der Region schafft ein Vielfaches an Arbeitsplätzen und Wertschöpfung als das Kohlekraftwerk. Als Investitionssumme werden 1 Mrd Euro genannt für zukünftig 100 Arbeitsplätzen, heute sind im GKK 108 Kollegen beschäftigt. Pro 10 Mio Euro Investitionssumme wird gerade mal ein (!!) Arbeitsplatz geschaffen.

Noch unklar ist, ob ein Raumordnungsverfahren des Landes zur Kapazität und Brennstoffart des Kraftwerks sowie der 380 kv-Hochspannungsleitung durchgeführt wird. Die Stadt Kiel entscheidet über eine Änderung des Flächennutzungsplans und die Bauleitplanverfahren für das Kraftwerk. Mehrere Planfeststellungsverfahren und das Genehmigungsverfahren nach BundesimmissionsschutzGesetz mit Fachgutachten und Umweltprüfung sind erforderlich. Die Entscheidung fällt Ende 2008, Baubeginn 2011 und Inbetriebnahme 2015. Reichlich Zeit zum Umdenken. Als Ostseestadt ist Kiel vom Klimawandel direkt betroffen, wenn der Meeresspiegel steigt.

Situation in S-H

Es gibt konkrete Pläne zum Bau von Kohlekraftwerken in Brunsbüttel. Einen 800-MW-Kraftwerksblock will Electrabel Deutschland errichten, zwei 800 MW-Blöcke die Tübinger SüdWestStrom. Mit dem Kieler Projekt sind somit Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 3.500 MW in Planung, das ist exakt die gleiche Kapazität wie sie die drei Kernkraftwerke in S-H haben. Hier erzeugter Kohlestrom konkurriert dann direkt gegen den Ausbau der Windenergie, insbesondere der Off-Shore-Windkraft.

Lutz Oschmann,
Fraktionsvorsitzender B90/Die Grünen Kiel

Wer sich gegen das GKK wehren und informieren will
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Grüne Ratsfraktion Kiel

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