(Gegenwind 211, April 2006)
Aghet ist das armenische Wort für den Völkermord 1915. Die österreichische Zeitschrift Context XXI hat es zum Schwerpunkt der Ausgabe 5-6/2005 gemacht. Im 30-seitigen Heft macht das Thema "Aghet - der Genozid an den ArmenierInnen" ungefähr die Hälfte aus.
Im ersten Artikel geht es um die Darstellung des Genozids selbst. Geschildert werden Täter, Tat und die Folgen auf zwei Seiten mit sehr vielen Fußnoten und Quellenangaben.
Dabei wird auch auf einen interessanten Aspekt hingewiesen, der gerade aktuell eine wichtige Rolle spielt. Da der Völkermord von der türkischen Regierung zwar offiziell geleugnet wird, diese Position aber nirgends auf der Welt noch ernst genommen wird, behauptet die Regierung jetzt, es habe "beidseitige Massaker" gegeben. Zwar habe es einige hunderttausend Morden an Armeniern durch türkische Soldaten und Offiziere gegeben, aber auch "armenische Banden" hätten türkische Zivilisten ermordet. Diese Aufrechnung soll den Völkermord relativieren.
Thomas Rammerstorfer führt hier die Berichte des österreichischen Militärbevollmächtigten Joseph Pomiankowskie an. Dieser berichtete seiner Regierung über die Methode der osmanischen Armee, die armenischen Dörfer zu räumen, die Männer an Ort und Stelle zu töten, die Frauen und Kinder aber auf langen Todesmärschen in die mesopotamische oder syrische Wüste zu treiben. Dort gab es mehrere Konzentrationslager, in denen diese Menschen dann an Hunger und Krankheiten starben. Entlang der Deportationsrouten brach aber, verbreitete von den erkrankten Armenierinnen, Flecktyphus aus. Hieran starben über eine Million Türken. Diese Toten, wegen der Ansteckungsgefahr in Massengräbern verscharrt, werden heute hauptsächlich von rechtsextremen türkischen Gruppierungen als Opfer "armenischer Überfälle" in die Diskussion gebracht. Am 18. März 2006 fand sogar eine türkische Demonstration in Berlin statt, die dieses Märchen aufwärmte.
Thomas Rammerstorfer führt hier die Berichte des österreichischen Militärbevollmächtigten Joseph Pomiankowskie an. Dieser berichtete seiner Regierung über die Methode der osmanischen Armee, die armenischen Dörfer zu räumen, die Männer an Ort und Stelle zu töten, die Frauen und Kinder aber auf langen Todesmärschen in die mesopotamische oder syrische Wüste zu treiben. Dort gab es mehrere Konzentrationslager, in denen diese Menschen dann an Hunger und Krankheiten starben. Entlang der Deportationsrouten brach aber, verbreitete von den erkrankten Armenierinnen, Flecktyphus aus. Hieran starben über eine Million Türken. Diese Toten, wegen der Ansteckungsgefahr in Massengräbern verscharrt, werden heute hauptsächlich von rechtsextremen türkischen Gruppierungen als Opfer "armenischer Überfälle" in die Diskussion gebracht. Am 18. März 2006 fand sogar eine türkische Demonstration in Berlin statt, die dieses Märchen aufwärmte.
Zwei kurze Artikel behandeln die heutige Situation in der Schweiz und in Österreich, also die dortigen Diskussionen, Parlamentsbeschlüsse und die Frage der Anerkennung des Genozids.
Der vierte Artikel stellt den Film "Ararat" vor. Daran schließen sich eine Reihe von kurzen Rezensionen (Buchvorstellungen) an: "Operation Nemesis", "inamo 43", "Armenien und der Völkermord" (Akcam), "Der Völkermord an den Armeniern" (Gust), "Diaspora, Öl und Rosen" (Heinrich-Böll-Stiftung), "Portrait einer Hoffnung - die Armenier" (Voss), "Der Völkermord an den Armeniern und die Shoa" (Kieser/Schaller).
Für alle, die sich auskennen, natürlich nichts Neues. Aber es ist alles gut aufgearbeitet und in Kürze trotzdem präzise und mit Quellenangaben dargestellt.
Das Heft kostet 5 Euro (7,50 sFr). Bestellung: redaktion@contextxxi.at