(Gegenwind 199, April 2005)
Wer jetzt zum Flughafen Kiel kommt, braucht nicht lange für eine Entscheidung, welches Flugziel am angenehmsten ist. Natürlich haben die Fluggäste nach wie vor die freie Wahl - wenn sie denn Frankfurt wählen. Mit der Linie Kiel-Köln ist nämlich die vorletzte Verbindung am 18. März eingestellt worden.
In Kiel gibt es einfach nicht genug Geschäftsleute, die nach Berlin oder Köln fliegen wollen. Das ist die einfache Wahrheit, die jetzt die EAE dazu bewogen hat, die Flugverbindung nach Köln einzustellen. Die Zahl der Passagiere bewegte sich ohnehin seit Monaten im roten Bereich, selbst die Subventionen von Stadt und Land reichten nicht aus, das Defizit des Betriebes zu decken.
Die EAE flog Montag bis Freitag zweimal täglich von Köln nach Kiel und umgekehrt. Von diesen zwanzig wöchentlichen Flügen waren im November 2004 gerade mal vier im Plus, jeweils Montagmorgen mit 28 bis 41 Passagieren. Bei einzelnen Flügen kam die Linie mit einem blauen Auge davon, Subventionen und Kartenverkauf reichten zum Tanken. In der Regel erflog man sich aber Verluste: Am 4. November kam morgens eine leere Maschine aus Köln, die dann drei Passagiere dorthin mitnahm. Am nächsten Tag saß ein Passagier drin, auf dem Rückweg waren es sieben. Die EAE flog mit einer ATR-42-Propellermaschine, die Platz für 46 Fluggäste hat. Diese Zahl wurde an keinem Tag erreicht.
Im Dezember war die Bilanz noch trauriger. Waren im November noch 530 Passagiere von Kiel aus nach Köln gestartet, waren es im Dezember nur noch 340. Nur noch ein Flug, wieder Montag Morgen (am 13. Dezember) war im Plus, acht weitere deckten gerade die Kosten, der Rest brachte ein sattes Minus in die Kasse. So kam am 10. Dezember gerade mal ein Passagier morgens an, drei flogen anschließend nach Köln. Am 23. Dezember sah es genauso aus, während nachmittags sieben Passagiere ankamen und sieben wieder flogen.
Die Auslastung des Flugzeuges lag im November bei 76 Flügen durchschnittlich bei 28,7 Prozent (13,2 Passagiere pro Flug), im Dezember sank die Auslastung bei 62 Flügen auf 23,4 Prozent (10,8 Passagiere pro Flug).
So ist es nur folgerichtig, dass die EAE im März aufgab. Sie hat nämlich den Zuschlag für eine Linienverbindung Leipzig - Halle bekommen. Dort gibt es zwar auch nicht genug Passagiere, aber Subventionen und immerhin ein paar mehr interessierte Fluggäste, so dass die Hoffnung besteht, zumindest das Flugzeug und den Piloten weiter bezahlen zu können.
Die Stadt Kiel hatte bereits bis August 2005 die weiteren Subventionen vereinbart, zumindest bis Ende Oktober war die Fortsetzung der Zahlungen geplant, wenn auch die Höhe noch nicht endgültig festlag. Unserer Zeitschrift gegenüber sagte die Oberbürgermeistern auch, beim Abbau von Subventionen denke sie in erster Linie an neue Subventionen, bestehende Vereinbarungen wolle sie erst mal fortführen.
Ab April bekommt die EAE jetzt keine Subventionen mehr. Dadurch spart die Stadt bis Ende August vermutlich 45.000 Euro, auch wenn sie selbst die voraussichtlichen Subventionen auf nur 30.000 Euro schätzte. Zählt man aber die Subventionen dazu, die noch bis zum Dezember angefallen wären, lohnt es sich für die SteuerzahlerInnen schon richtig, dass die paar Fluginteressierten jetzt von Hamburg aus starten.
Man darf aber nicht übersehen, dass die Stadt Kiel in diesem Falle Geld nicht mehr ausgeben muss, was sie ohnehin nicht hatte. Gleiches gilt für die Kosten der zweiten Phase zur Vorbereitung des Planfeststellungsverfahrens. Hier hat eine große Koalition aus CDU und SPD im Februar gegen die Stimmen der Grünen und gegen das Votum der Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz (CDU) beschlossen, diese zweite Phase einzuleiten, wenn das Land mitzieht. Rot-grün hatte sich im (inzwischen hinfällig gewordenen) Koalitionsvertrag geeinigt, die Planungen abzubrechen. Die letzte verbliebene Fluglinie Cimber Air hat wiederholt erklärt, dass sich der Einsatz größerer Flugzeuge nicht lohnt und ihretwegen ein Ausbau nicht erforderlich ist. Nach dem Rückzug von EAE steht auch niemand mehr in der Warteschlange, um mit Düsenflugzeugen auf einer verlängerten Landebahn zu landen.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich die beteiligten PolitikerInnen in Stadt und Land letztlich auf die Verbesserung der Bahnanbindung an den Flughafen Hamburg-Fuhlsbüttel einigen werden.
Reinhard Pohl