(Gegenwind 176, Mai 2003)

Aktion gegen Neonazis in Itzstedt

Aufforderung an die AnwohnerInnen: "Greift ein!"

Etwa 20 AntifaschistInnen aus Hamburg und Norderstedt unternahmen am 29. März einen mehrstündigen Spaziergang durch die Gemeinde Itzstedt und verteilten Flugblätter an 400 Haushalte. Darin werden die ItzstedterInnen aufgefordert, das Treiben von etwa einem Dutzend Rechtsradikalen im Ort nicht weiter zuzulassen.

Wie wir bereits berichteten, bedrohen die Jungnazis seit mehr als einem Jahr die kurdische Familie Erman und auch andere ausländische EinwohnerInnen des Ortes. Im Januar warfen sie zwei faustgroße Steine durch die Scheiben des Wohnhauses der Familie (vgl. Gegenwind 174, Seite 25).

Die TeilnehmerInnen der Aktion trafen in Itzstedt fast ausschließlich auf Zustimmung. Viele der EinwohnerInnen sagten, sie hätten bislang nichts von den Übergriffen der jungen Neonazis gewusst, andere kannten und verurteilten deren Taten. Mehrfach wurde den AntifaschistInnen zugerufen, es sei gut, dass sie nach Itzstedt gekommen sind.

Derweil sind die Rechtsradikalen vorsichtiger geworden. Zwar wurden auch in den letzten Wochen immer wieder ausländische EinwohnerInnen von den Halbstarken beschimpft, zwar zeigten die Täter mehrfach den Hitlergruß. Direkte Übergriffe blieben zuletzt jedoch aus.

Tatsächlich geraten die Neonazis in Itzstedt unter Druck. Schon nach Bekanntwerden der Übergriffe durch den Artikel im Gegenwind war das Landeskriminalamt im Ort vorstellig geworden. Dabei machten die Beamten deutlich, dass auch in Kiel sehr wohl bekannt ist, wer für die rassistischen Angriffe verantwortlich ist. Offen bleibt in diesem Zusammenhang allerdings, warum gegen die Neonazis noch nichts Zählbares unternommen wurde.

Aber auch im Ort selber regt sich Widerstand: In den Wochen nach der Gegenwind-Veröffentlichung meldeten sich mehrere AnwohnerInnen bei Familie Erman und bekundeten den KurdInnen aus der Region Diyarbakir ihre Solidarität. Die Kirchengemeinde Itzstedt hat ebenfalls in den Konflikt eingegriffen: In Gesprächen mit den Eltern der Neonazis will man Druck aufbauen, außerdem sind Diskussionen in der Kirchengemeinde geplant.

Spätestens seit dem Samstag Ende März dürfte sich überdies das Problem im gesamten Ort herumgesprochen haben. In dem verteilten Flugblatt werden die EinwohnerInnen nachdrücklich aufgefordert, "nicht wegzusehen" und den Neonazis zu zeigen, "dass es in Itzstedt keinen Platz für ihre plumpe, menschenverachtende Weltanschauung gibt". Die Flugblattverteiler kündigten schließlich an, "die rechte Szene in Itzstedt in den nächsten Monaten sehr genau im Auge" zu behalten.

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