(Gegenwind 163, April 2002)

Rendsburg

Brandanschlag auf Flüchtlingsunterkunft

Die Flüchtlingsunterkunft in der Rendsburger Kaiserstraße wurde am frühen Morgen des 8. März Ziel eines Brandanschlages. An mehreren Stellen im Eingangsbereich und im Keller wurden Brände gelegt, gegen fünf Uhr morgens wachte ein Bewohner des Erdgeschosses davon auf und benachrichtigte nicht nur die Feuerwehr, sondern konnte auch selbst das Feuer eindämmen. Das war auch dringend nötig, brannte doch nahe der Eingangstür ein Kinderwagen - nur einen Meter vom Gasanschluss des Hauses entfernt.

Brandanschlag auf Flüchtlingsunterkunft

Die Feuerwehr rettete die 30 BewohnerInnen, darunter auch Kinder, zum Teil mit Drehleitern, weil der Brand den Weg über das Treppenhaus blockierte. Verletzt wurde niemand.

Über den oder die Täter ist noch nichts bekannt. Die Polizei wies besonders intensiv darauf hin, dass es ja keine Hakenkreuzschmierereien an der Hauswand gebe und deshalb keinen Hinweis auf einen rechtsradikalen oder ausländerfeindlichen Hintergrund, ohne allerdings sagen zu können, welcher andere Hintergrund denn denkbar ist.

Das Netzwerk Asyl sprach am 10. März mit allen BewohnerInnen des Hauses. Danach gaben sie uns folgenden Bericht:

Eine Befragung der Hausbewohner der Flüchtlingsunterkunft Kaiserstraße 21 in Rendsburg durch zwei Vertreter des Netzwerks Asyl am 10. März ergab folgende Ergebnisse:

Fazit: Dieser Brandstiftung war ein versuchter Massenmord. Die Brandherde im Keller u.a. unter der Gasleitung, sollten erreichen, dass das Gebäude möglichst schnell in Flammen steht, während die Brandherde im Eingangsbereich die Flucht nach draußen verhindern sollten.

Für den 11. März hatte das Netzwerk Asyl gemeinsam mit anderen Gruppen dazu aufgerufen, sich vor dem Haus zu einer Kundgebung zu versammeln, um den BewohnerInnen des Hauses Solidarität zu zeigen. Es nahmen ungefähr 100 Personen teil, viele von ihnen machten danach noch eine kurze Demonstration durch die Stadt. Sie wiesen insbesondere darauf hin, dass vor wenigen Wochen Nazis in der Innenstadt von Rendsburg Flugblätter verteilt hätten, außerdem seien in letzter Zeit vermehrt Menschen dunklerer Hautfarbe in der Stadt angepöbelt, vor zwei Wochen sogar zwei Menschen zusammengeschlagen worden, ein Libanese und ein Italiener. Insbesondere der ZOB habe sich zum häufigen Treffpunkt von Nazis herauskristallisiert. Dies seien nach Meinung der DemonstrantInnen deutliche Hinweise darauf, dass ein faschistischer Hintergrund des Anschlages wahrscheinlich sei.

Gefordert wurde, nicht einseitig zu ermitteln, wirksam gegen faschistische Organisationen vorzugehen und die Ghettoisierung von Flüchtlingen abzuschaffen.

Reinhard Pohl

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