(Gegenwind 161, Februar 2002)

Brandanschlag

In der Nacht zum Sonnabend, dem 29. Dezember 2001, wurde auf das Hinterhaus der Schweffelstraße 6 in Kiel ein Anschlag mit einem Brandsatz verübt.

Gegen Mitternacht wurde eine Scheibe im Erdgeschoss mit einem Stein eingeworfen und anschließend ein Brandsatz in das Haus geworfen. Nachbarn, die das Klirren der Scheibe gehört hatten, verständigten sofort die Feuerwehr, die den Brand schnell löschte. Im Büro der Druckerei, die sich im Erdgeschoss des Hinterhauses befindet, wurden zahlreiche Unterlagen und Aktenordner zerstört oder beschädigt, auch weitere Räume der Druckerei wurden durch das Feuer in Mitleidenschaft gezogen. Zum Glück hielten sich zum Zeitpunkt des Anschlags keine Menschen in dem Gebäude auf.

Brandbild

Im ersten Stock des Hofgebäudes Schweffelstraße 6 befindet sich seit über 15 Jahren ein linkes Initiativenzentrum, in dem mehrere politische Gruppen ihren Sitz haben. Auch befinden sich dort die Räume des Magazin Verlags und vom Gegenwind. Auch die schleswig-holsteinische antifaschistische Zeitschrift Enough is enough hat dort ihre Redaktionsadresse.

Augenzeugen hatten gesehen, wie eine einzelne Person unmittelbar nach dem Werfen des Brandsatzes vom Hof floh. Der mutmaßliche Täter fuhr in einem weißen VW Golf weg.

Über den oder die Täter gibt es noch keine Erkenntnisse. Als einzig möglicher Täterkreis, der über das entsprechende politische Feindbild und die Bereitschaft zu einem solchen Anschlag verfügt, kommen - aus Sicht der betroffenen Gruppen - Neonazis in Frage. Die Schweffelstraße 6 tauchte bereits vor sieben Jahren als potentielles Anschlagsziel in einer Liste politischer Gegner auf, die bundesweit in rechtsextremistischen Kreisen zirkulierte.

Im Jahr 2000 gab es nächtliche Farbbeutelwürfe auf mehrere linke Einrichtungen in Kiel, als deren Täter ebenfalls Neonazis vermutet worden sind. Und im abgelaufenen Jahr gab es wiederholt Proteste antifaschistischer Gruppen gegen Flugblattverteilungen und Infostände von Neonazis in der Kieler Innenstadt, über die auch ausführlich in Enough is enough und Gegenwind berichtet worden ist.

Kein politischer Hintergrund?

Die Lokalzeitung Kieler Nachrichten legte sich schnell fest: "Die Kripo schließt nach derzeitigem Ermittlungsstand eine politisch motivierte Tag aus", stellte sie bereits Montag früh auf der Titelseite fest. Das war nicht ganz richtig: Die Polizei hatte in einer Presseerklärung mitgeteilt, sie habe "keine Hinweise" auf einen politischen Hintergrund. Sie hatte nämlich zu diesem Zeitpunkt noch überhaupt keinen Hinweis.

Zwei Tage später reichten die Kieler Nachrichten Auszüge aus der Gegenwind-Presseerklärung (die ein paar Stunden vor derjenigen der Polizei verbreitet wurde) nach: Der Gegenwind, so die KN, glaubten an einen politischen Hintergrund, aber die Polizei habe darauf keine Hinweise.

Klar ist, dass der Anschlag vorbereitet war. Der Brandsatz war vorbereitet, der Fluchtwagen wartete an der nächsten Ecke - der Anschlag war weder spontan noch von einem Einzeltäter. Außerdem steht das Hinterhaus hier nicht alleine, sondern ist fest mit Nachbargebäuden und damit mit Wohnhäusern verbunden. Klar ist also, dass die Täter Verletzte und Tote bewusst in Kauf genommen haben.

Redaktion Gegenwind

Spendenaufruf

Der verursachte Schaden entstand vor allem in den Räumen der Druckerei. Gemeint aber war sicherlich das Haus insgesamt. Deshalb rufen wir auch gemeinsam zu Spenden auf:

Die direkten Schäden an den Wänden ersetzt die Versicherung. Anderes wie verbrannte Unterlagen und auch die Arbeitsstunden, die wir mit Auf- und Umräumen verbracht haben, bezahlt niemand. Wir bitten um eine Kostenbeteiligung durch Spenden:

Konto U. Draeger
Sparkasse Kiel
BLZ 210 501 70
Konto-Nr. 51 76 193
Stichwort "Brandanschlag"

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