(Gegenwind 122, November 1998)
Die Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" des Hamburger Instituts für Sozialforschung repräsentiert historische Erkenntnisse, die, ständig erweitert, seit Jahrzehnten bekannt sind. Eine kleine Auswahl der aktuell vorliegenden Veröffentlichungen soll an dieser Stelle vorgestellt werden.
Zur Ausstellungseröffnung erschien im März 1995 ein fast 700 Seiten starker, von Hannes Heer und Klaus Naumann herausgegebener Sammelband mit 29 wissenschaftlichen Aufsätzen, die nicht nur von MitarbeiterInnen des Instituts, sondern auch von anderen WissenschaftlerInnen verfasst wurden, die zum Teil bereits seit vielen Jahren zu diesem Themenkomplex arbeiten: Hannes Heer/Klaus Naumann (Hg.): "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944". Der Band enthält zudem eine Anzahl von Fotos, die eigenständig präsentiert werden und jeweils den Wehrmachtssoldaten, die sie aufgenommen oder gesammelt haben bzw. bei sich trugen, zugeordnet werden. In den Aufsätzen wird die wissenschaftliche Grundlage der Ausstellung dargelegt, die sich auf die Mittäterschaft der Wehrmacht an drei Großverbrechen bezieht: die Vernichtung der Juden, den Massenmord an den sowjetischen Kriegsgefangenen und den Terror gegen die Zivilbevölkerung. Das inhaltliche und geographische Spektrum der Beiträgen reicht dabei über das in der Ausstellung gezeigte hinaus. So wird z.B. die Wehrmacht in Griechenland behandelt, die Ermordung italienischer Kriegsgefangener, die Idee des Vernichtungskrieges von Clausewitz über Ludendorff bis Hitler, die Frage, wie Frauen Krieg führen, die juristische Verfolgung von Kriegs- und NS-Verbrechen und der Kampf um die Erinnerung. Eine Vielzahl wichtiger und interessanter Aspekte also, die detailliert dargestellt werden. Ihre Zusammenführung weist in die Richtung einer Gesellschaftsgeschichte des Krieges, die weit über eine herkömmliche Kriegsgeschichte hinaus geht, und die Wehrmacht "als Apparat einer gewaltorientierten Gesellschaft" (Heer, S. 75) begreift.
Das ist eigentlich die Debatte, die durch die Ausstellung ausgelöst werden soll. Besonders zwei Thesen werden dabei in der Öffentlichkeit, aber auch in der Forschung kontrovers diskutiert. Zum einen die von Heer und Naumann in ihrer Einleitung formulierte Charakterisierung der Mannschaftsgrade, d.h. der einfachen Soldaten, die sich im Verlauf dieses entgrenzten, sich radikalisierenden Krieges nicht mehr von der "Mentalität der Himmlertruppe" (S. 30), also der SS, unterschieden habe. Und zum anderen die Frage, in wieweit es ein "Vernichtungsprogramm der Wehrmacht" gab, das "in Zielsetzung und Begründung rassistisch" war (Heer, S. 74). Die Qualität und das Spektrum der Beiträge machen diesen Band zum Standardwerk. Er ist jetzt nur noch beim Zweitausendeins-Versand, Frankfurt erhältlich, wurde aber gegenüber der ursprünglichen Ausgabe der Hamburger Edition um ein Orts- und Personenregister erweitert und ist jetzt mit 30 DM ausgesprochen günstig.
Ebenfalls im Frühjahr 1995 erschienen zwei kleine Bände in der Hamburger Edition, die gleichsam als zusätzliche Quellensammlungen die Aussagen der Ausstellung stützen sollen: Hannes Heer (Hg.): "»Stets zu erschießen sind Frauen, die in der Roten Armee dienen«. Geständnisse deutscher Kriegsgefangener über ihren Einsatz an der Ostfront" und Walter Manoschek (Hg.): "»Es gibt nur eines für das Judentum: Vernichtung«. Das Judenbild in deutschen Soldatenbriefen 1939-1944". Der erste Band sammelt Zeugnisse deutscher Soldaten, die in der Sowjetunion in Kriegsgefangenschaft gerieten und auf Befehl der Lagerkommandanten handschriftliche Berichte über eigene und miterlebte Greueltaten verfassen mussten. Die im zweiten Band auszugsweise abgedruckten Feldpostbriefe zeigen deutlich die Verbreitung judenfeindlicher Stereotypen, die von einer Fülle antijüdischer Forderungen begleitet werden, die so sehr den von oben vorgegebenen Überzeugungen und Ansichten entsprachen. Der Herausgeber betont, dass zu einer Mentalitätsgeschichte der einfachen Soldaten auch ihre "rassistischen Anschauungen und Taten" (S. 7) gehören.
Die beiden Quellenbände sind eine gute Ergänzung des eigentlichen Ausstellungskatalogs, der erst im März 1996 erschien: Hamburger Institut für Sozialforschung (Hg.): "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944. Ausstellungskatalog". In der Einleitung betont Hannes Heer, dass es gelte, "die Realität eines großen Verbrechens zu akzeptieren". Die deutsche Militärgeschichtsschreibung, die viel zu seiner Erforschung beigetragen habe, weigere sich aber "einzugestehen, dass die Wehrmacht an allen Verbrechen aktiv und als Gesamtorganisation beteiligt war." (beide Zitate: S. 7). Zur Stützung dieser heftig umstrittenen These präsentieren die Ausstellung und der sie dokumentierende Katalog drei Beispiele: den Partisanenkrieg in Serbien (Massenmorde an der Zivilbevölkerung als Partisanenbekämpfung getarnt), die 6. Armee auf dem Weg nach Stalingrad (u.a. Beteiligung am Massaker von Babi Jar) und die dreijährige Besatzung Weißrusslands (der östliche Bereich blieb während der gesamten Besatzungszeit unterm Kommando der Wehrmacht, deren Beteiligung am Holocaust an den sowjetischen Juden offensichtlich ist). Eine eigene Abteilung gilt zusätzlich der Schwierigkeit, die Verbrechen der Wehrmacht nachzuweisen: "Verwischen der Spuren. Vernichtung der Erinnerung".
Die erläuternden Texte, manchmal ausführlichen Auszüge aus schriftlichen Quellen und die teilweise erstmals gezeigten Fotos werden in dem großformatigen Katalog übersichtlich präsentiert. Er ist eine reine Reproduktion der Ausstellung und dann gewinnbringend zu nutzen, wenn z.B. bestimmte Texte oder Fotos später noch einmal angeschaut werden sollen.
Zeitgleich zur Ausstellungseröffnung erschien eine Ausgabe der "Zeit-Punkte", einer losen Folge von Sonderdrucken der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit", in der bereits veröffentlichte Artikel gemeinsam mit Originalbeiträgen aktuelle Diskussionen behandeln: "Zeit-Punkte 3/1995: Gehorsam bis zum Mord. Der verschwiegene Krieg der deutschen Wehrmacht - Fakten, Analysen, Debatte". Auf knapp der Hälfte der gut 100 Seiten schildern ausgewiesene Fachleute die "Blutspur durch Europa", die die Wehrmacht gezogen hat. Im zweiten Teil geht es um "Soldaten, Parteigenossen, Deserteure". Besonders interessant ist das Interview mit Manfred Messerschmidt, dem Nestor der bundesdeutschen Militärgeschichtsschreibung. Hier wird in klaren Worten der Stand der Forschung umrissen (zu dem auch die militärische Kalkulation des Hungertodes von Gefangenen und Zivilbevölkerung zur Sicherung der eigenen Versorgung gehört) und deutlich die aktive Machtpolitik der Militärs benannt, die zum Bündnis mit Hitler und den Nationalsozialisten führte. Von den großformartig reproduzierten Fotos fiel besonders eines auf: Es zeigt den mir bis dahin unbekannten Schwur von Heimkehrern aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft am 13. Dezember 1955 im Durchgangslager Friedland. Sie schworen damals, "vor dem deutschen Volk und bei den Toten der deutschen und sowjetischen Wehrmacht, dass wir nicht gemordet, nicht geschändet und nicht geplündert haben. Wenn wir Leid und Not über andere Menschen gebracht haben, so geschah das nach den Gesetzen des Krieges!"
Zu den Gesetzen des Krieges kommen wir gleich noch, zunächst soll noch auf einige Veröffentlichungen hingewiesen werden, die sich direkt auf die Ausstellung beziehen. In vielen Orten, in denen sie gezeigt wurde, gab es keine größeren öffentlichen Auseinandersetzungen. In Baden-Württemberg verhinderten CDU, FDP und "Republikaner" allerdings im Mai 1995, dass die Ausstellung im dortigen Landtag gezeigt wurde. Auch in Hessen gelang dies der CDU. Im November 1996 entbrannte in der Bremer Großen Koalition ein heftiger Streit darüber, ob die Ausstellung im Mai 1997 im Bremer Rathaus gezeigt werden sollte. Letztendlich gab es aber bereits einen Vertrag zwischen Institut und Senat, und die AusstelIung wurde wie geplant gezeigt. Zwei Bücher dokumentieren diese Kontroverse. Zum einen ist dies H. Donat/A. Strohmeyer (Hg.): "Befreiung von der Wehrmacht?". In diesem Band beleuchten im ersten Teil Historiker und Journalisten das Thema Wehrmachtsverbrechen. Gut 150 der 250 Seiten sind einer ausführlichen Dokumentation der Auseinandersetzung in Bremen gewidmet, am Schluss gibt es sogar eine z.T. auch die bundesweite Diskussion berücksichtigende Bibliographie zur Debatte. Auffällig ist immer wieder, dass das Niveau der Kritiker der Ausstellung oft nicht besonders hoch ist. Häufig wird kritisiert, dass nicht alle 19 bis 20 Millionen (!) Männer, die im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges in der Wehrmacht Dienst getan haben, Verbrecher gewesen seien, obwohl das weder die Ausstellung noch die entsprechende Forschung behaupten.
Vor der Eröffnung fand in Bremen am 26. Februar 1997 dann eine Fachtagung statt, die offensichtlich die Thesen der Austellung (und ja damit auch der Forschung) etwas abfedern sollte. Sie ist bei Hans-Günther Thiele (Hg.): "Die Wehrmachtsausstellung. Dokumentation einer Kontroverse" dokumentiert. Es gab zwei Arbeitsgruppen: eine zum Thema "Wird die Ausstellung den Soldaten der Wehrmacht gerecht?", die andere behandelte "Die Armee im demokratischen Rechtsstaat". Das grundlegende Eingangsreferat hielt der Historiker Hans-Adolf Jacobsen, selbst Kriegsteilnehmer, über "Die Rolle der Wehrmacht im Dritten Reich (1933-1945)". Den Veteranen des Krieges, also auch sich selbst, schreibt er dabei folgendes ins Stammbuch: "Es geht hier gar nicht im letzten um das, was wir damals subjektiv empfunden oder erlebt haben, sondern um das, was wir heute objektiv feststellen können." Er sieht zwar meines Erachtens weder die Rolle der Reichswehr als Bündnispartner der Nazis richtig noch in letzter Konsequenz das Verhalten der Wehrmacht in der Sowjetunion. Aber richtig ist, dass "die Soldaten vor und die SS hinter der Front denselben Krieg geführt haben" (S. 27). Jacobsen räumt, für die Millionen Soldaten, ein, dass "wir letzten Endes historisch gesehen Mittäter gewesen sind" (S. 27). Die Schwierigkeiten dieser Position werden deutlich, wenn er am Ende doch wieder "Respekt" für die "Leistung" der Soldaten fordert, die nicht Täter oder Mittäter im engeren juristischen Sinne waren. Die Opfer werden nur am Schluss kurz erwähnt, auch ihnen müsse immer wieder klar formulierter "Respekt" entgegengebracht werden (S. 29).
In der ersten Arbeitsgruppe stellte der Bremer Direktor der Forschungsstelle Osteuropa an der dortigen Universität, Wolfgang Eichwede, das aber wieder vom Kopf auf die Füße: "Maßstab unserer Diskussion ist die Würde der Opfer. Vor ihnen haben wir - die Deutschen damals und die Deutschen heute - uns zu verantworten. Die Fragen an die Wehrmacht begründen sich in dem Schicksal der Opfer. Wie sie - von niemandem bestritten - Exaktheit und Differenzierung verlangen, erlauben sie keine Strategie der verschweigenden Rechtfertigung." (S. 33).
Der Band ist herausgegeben im Auftrage der Bremer Landeszentrale für Politische Bildung und auch über die Bundeszentale und die Landeszentralen kostenlos erhältlich.
Die besonders von der Rechten, d.h. von CSU bis NPD, außerordentlich heftig geführte Auseinandersetung um die Ausstellung in München, die auch im Bundestag ihren Widerhall fand, ist in zwei Veröffentlichungen das Thema. Das günstige Taschenbuch Landeshauptstadt München, Kulturreferat (Hg.): "Bilanz einer Ausstellung" dokumentiert auf über 300 Seiten eine Vielzahl von Äußerungen (Reden, eine Stadtratssitzung, die Zeitungsberichterstattung - auch international, auch zur NPD-Demonstration gegen die Ausstellung, Berichte des Betreuungspersonals in der Ausstellung, Eintragungen in das Besucherbuch, Briefe zur Ausstellung und das Begleitprogramm) im Zusammenhang der Ausstellung, ergänzt noch durch einen kleinen Abschnitt mit Fotos. Bemerkenswert die Bilanz: Es waren erweiterte Öffnungszeiten nötig, trotzdem gab es zeitweise lange Wartezeiten für die BesucherInnen, auch die Anzahl verkaufter Kataloge und anderer Materialien erreichte Rekordniveau. Die Rechtsradikalen erreichten bei ihrer Demonstration am 1. März 1997 mit ca. 5000 TeilnehmerInnen wohl auch die bundesweit maximal mögliche Mobilisierung. Die Veteranen u.a. werden bei anderen Gelegenheiten aber auch nicht ständig dabei sein. Die Zahl der GegendemonstrantInnen war ungefähr doppelt so groß.
Der andere Band ist Heribert Prantl (Hg.): "Wehrmachtsverbrechen. Eine deutsche Kontroverse". Auf knapp 350 Seiten finden sich viele Beiträge, die sich auf die allgemeine Diskussion über Wehrmachtsverbrechen beziehen, z.B. Eröffnungsreden aus anderen Städten, nochmal die Bundestagssitzung vom 13. März 1997, aber auch wissenschaftliche Beiträge, z.B. von Wolfram Wette. Das Spektrum reicht dabei in einem kleinen Beitrag weit nach rechts, bis zu Franz W. Seidler, Historiker an der Universität der Bundeswehr in München, der durch zwei dubiose Veröffentlichungen zur Kollaboration mit den Nazis in Europa und zu Verbrechen an der Wehrmacht ein herausragender Vertreter der Rehabilitierung der Soldaten Hitlers ist. Sein Beitrag ist dem Magazin "Focus" entnommen, das schon das letztgenannte Buch positiv aufgenommen hatte, und das auch, in diesem Band noch einmal gedruckte, Fälschungsvorwürfe gegen die Ausstellungsmacher erhoben hatte.
Verbrechen der Wehrmacht waren auch Thema der Nürnberger Prozesse nach dem Krieg. Über den OKW-Prozess (OKW = Oberkommando der Wehrmacht) liegt seit einiger Zeit eine Veröffentlichung vor: Jörg Friedrich: "Das Gesetz des Krieges. Das deutsche Heer in Rußland 1941 bis 1945. Der Prozeß gegen das Oberkommando der Wehrmacht". Mit dem Anhang hat das Buch über 1000 Seiten. Friedrich stellt das ganze Thema unter das Licht des Kriegsrechtes in seinem historischen Werdegang und in seinen Ausformungen. Er betont dabei die neue Qualität des "totalen Krieges", der nicht mehr nur oder hauptsächlich Soldaten umfasst, sondern die gesamte Gesellschaft - eine Theorie, die international entwickelt wurde. In seinem Bezug auf die Prozess-Akten, die im Bayerischen Staatsarchiv Nürnberg auch in einer deutschen Übersetzung vorliegen, behandelt er im Prinzip alle Themenkreise, die die Problematik Wehrmachtsverbrechen betreffen. Er schildert die hartnäckige Verteidigung der Militärs, die vieles erst dann zugestehen, wenn die Beweislast erdrückend wird. Aber oft wird auch dann noch geleugnet. Friedrich verweist häufig darauf, dass Verbrechen oft nicht in erster Linie aus ideologischen, sondern aus professionellen Gründen begangen werden. Das Ziel war es, den Krieg zu gewinnen, dazu waren alle Mittel recht, überspitzt gesagt, sogar nicht-terroristische. Diese Ideologie und Militär trennende Argumentation und die gesamte Tendenz des Buches wurden von Hannes Heer in einer ausführlichen Rezension im "Mittelweg 36" (1/94), der Zeitschrift des Hamburger Instituts für Sozialforschung, scharf kritisiert. Vielen Kritikpunkten ist zuzustimmen, einen "Freispruch der Generäle", den Heer konstatiert, sehe ich aber nicht. Bestimmte Formulierungen und Begriffe stoßen allerdings ab, z.B. wenn Friedrich wiederholt von "Wirtsvölkern" (S. 780, 783) spricht, in deren Mitte es auch eine jüdische Bevölkerung gebe.
Das öffentliche und wissenschaftliche Bild der Wehrmacht wurde in der Nachkriegs-BRD aber nicht durch die Prozesse bestimmt. Populäre Darstellungen, z.B. in Zeitschriften und Kinofilmen, und Offiziersmemoiren bestimmten die öffentliche Erinnerung. Hier werden dann militärische Tugenden (etwa Loyalität, Treue und Pflichterfüllung) gelobt, die NS-Führung nur wegen militärischer Inkompetenz kritisiert, weniger oder gar nicht wegen ihrer Verbrechen. Das NS-System insgesamt wird von den Offizieren häufig von Kritik verschont, hatte es ihre Karriere doch erst ermöglicht. Erst in den sechziger Jahren änderte sich das. Das historische Gutachten für den Frankfurter Auschwitzprozess des Jahres 1963, das das Gericht beim Münchner Institut für Zeitgeschichte anforderte, war lange ein Standardwerk und enthält auch das die Wehrmacht direkt betreffende Kapitel "Kommissarbefehl und Massenexekutionen sowjetischer Kriegsgefangener". Hier wurde auch der politische Rahmen der nationalsozialistischen Kriegsziele, wenn auch knapp, umrissen. Verfasser ist der bereits oben erwähnte Hans-Adolf Jacobsen. Veröffentlicht wurde das Gutachten erstmals 1965 und es ist immer noch lieferbar: Hans Buchheim, Martin Broszat, Hans-Adolf Jacobsen und Helmut Krausnick: "Anatomie des SS-Staates".
Die deutsche Veröffentlichungspraxis der bedeutendsten Gesamtdarstellung des Holocaust, Raul Hilberg: "Die Vernichtung der europäischen Juden. Die Gesamtgeschichte des Holocaust", die auch den Anteil der Wehrmacht an der Judenvernichtung eingehender behandelt, verdient, erwähnt zu werden. In den USA erschien sie 1961, die erste deutschsprachige Ausgabe besorgte 1982 (!) der kleine Berliner Verlag Olle &Wolter. Nachdem das Werk dann eine ganze Zeit vergriffen war, brachte es 1990 Walter H. Pehle in einer aktualisierten und neu übersetzten Fassung in einer dreibändigen Taschenbuchkassette in seiner verdienstvollen "Schwarzen Reihe", die genauer unter dem Titel "Die Zeit des Nationalsozialismus" erscheint, im Fischer Taschenbuchverlag heraus.
Die 1978 erschienene Untersuchung Christian Streit: "Keine Kameraden. Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941 - 1945", die mittlerweile in einer 4., erneut auf den Stand der Forschung gebrachten Ausgabe vorliegt, ist eine der wichtigsten und gründlichsten Arbeiten zum Thema Wehrmachtsverbrechen. Diese werden zum einen minutiös belegt und geschildert, zum anderen aber auch in den politischen, ökonomischen und militärischen Gesamtzusammenhang gestellt. Die neuen Forschungsergebnisse wertet Streit in einer neuen Einleitung aus und stellt dar, dass die Rolle der Wehrmacht beim Mord an den Kriegsgefangenen in immer düsterem Lichte erscheint. Zusammenfassend betont er, dass die Forschungsergebnisse gar nichts anderes zulassen, als die Wehrmacht als "verbrecherische Organisation" zu bezeichnen (S. 24).
Die Rolle der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD wurde 1981 von Helmut Krausnick und Hans-Heinrich Wilhelm untersucht. Der erste Teil dieser Arbeit liegt auch als Taschenbuch vor: Helmut Krausnick: "Hitlers Einsatzgruppen. Die Truppe des Weltanschauungskrieges 1938-1942". Hier wurde detailliert nachgewiesen, dass die Wehrmacht nicht nur Kenntnis vom Wüten der Einsatzgruppen, die Vernichtungsaktionen hinter der Front durchführten, hatte, sondern auch mit ihnen kooperierte.
Bereits 1963 erschien eine von einer sowjetischen Historikergruppe herausgegebene Dokumentensammlung in deutscher Sprache, die 1987 in der BRD noch einmal aufgelegt wurde. Da auch diese Ausgabe schon wieder vergriffen war, ist es erfreulich, dass sie seit 1997 wieder vorliegt: "Wehrmachtsverbrechen. Dokumente aus sowjetischen Archiven". Die Quellen stammen aus heutiger Sicht aus russischen, ukrainischen, belorussischen und baltischen Archiven. Ein breites Spektrum von Erlassen, Befehlen, Bekanntmachungen und Aktenvermerken der deutschen Besatzungsmacht steht Briefen sowjetischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter gegenüber. Insgesamt sind es 153 Dokumente, die meisten sind ungekürzt. Da sie allerdings unkommentiert (bis auf eine knappe Einleitung des Historikers Gert Meyer) abgedruckt sind, ist die Heranziehung darstellender Werke zu empfehlen.
Ein Anhang mit Dokumenten findet sich auch bei Paul Kohl: "Der Krieg der deutschen Wehrmacht und der Polizei 1941 - 1944. Sowjetische Überlebende berichten". Der Autor bereiste 1985 das westliche Gebiet der damaligen Sowjetunion, hauptsächlich Belorussland, und traf sich mit Überlebenden des Vernichtungskrieges. Er besuchte ehemalige Konzentrationslager (Minsk, Borisov, Orscha, Mogilov und Vitebsk). Er berichtet auch über das Lager Trostenez bei Minsk, wo über 200.000 Menschen ermordet wurden. Das sind vermutlich Orte, die in Deutschland die wenigsten kennen. Kohl lässt die Menschen erzählen, wie das Grauen in Form der verschiedensten deutschen Truppenverbände zu ihnen kam.
Als Einführung geeignet ist meines Erachtens Walter Manoschek (Hg.): "Die Wehrmacht im Rassenkrieg. Der Vernichtungskampf hinter der Front". Die zehn Aufsätze des Bandes bieten gründliche wissenschaftliche Erörterungen zu einem großen Teil der wichtigsten Aspekte des Wehrmachtsthemas. Hervorheben möchte ich zwei Beiträge. Zum einen den von Wolfram Wette: "»Rassenfeind« - Antisemitismus und Antislawismus in der Wehrmachtspropaganda". Wette stellt heraus, dass die NS-Rassenideologie "sowohl antisemitisch als auch antislawisch" (S. 57) war. Diese Ideologie hatte eine Praxis und wahrscheinlich mussten - außerhalb militärischer Kampfhandlungen - "mehr slawische Menschen ihr Leben lassen (...) als Juden" (S. 57). In den militärischen Befehlen sind, bewusst unscharf getrennt, "antibolschewistische, antisemitische und gelegentlich auch antislawische Klischees" (S. 68) verwendet worden. Diese Befehle wurden so selbst Träger nationalsozialistischer Propaganda.
Der andere Aufsatz, der kurz vorgestellt werden soll, ist von Bertrand Perz und behandelt das Thema "Wehrmachtsangehörige als KZ-Bewacher". Hier wird die enge Verflochtenheit der Machtinstrumente des Nationalsozialismus deutlich: "Anfang 1945 rekrutierten sich mehr als die Hälfte der KZ-Bewacher aus Wehrmachtssoldaten, die ab 1944 zur SS überstellt worden waren." (S. 13).
Die Motivation der Täter spielt auch bei Christopher Browning: "Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die »Endlösung« in Polen" eine wichtige Rolle. Browning untersucht dieses Bataillon (11 Offiziere, 5 Verwaltungsbeamte und 486 Unteroffiziere und Mannschaften), bei dem auch Truppen aus Rendsburg zur Auffüllung eingegliedert waren (S. 66), das aber in der Mehrzahl aus Hamburgern bestand, unter historischen, soziologischen und psychologischen Aspekten. Den meist älteren Polizisten war nicht klar, dass sie als Vernichtungskommando im "Generalgouvernement", also in Polen, herumreisen sollten, um am Ende mindestens 38.000 Juden selbst erschossen und mindestens 45.200 Juden ins Vernichtungslager Treblinka bei Lublin deportiert zu haben. Es geht in dieser Untersuchung nicht um Wehrmachtsverbrechen im engen Sinne, obwohl Browning auch für diese Einheit eine Zusammenarbeit mit der Wehrmacht feststellen konnte (S. 167). Hier geht es um das Verhalten einzelner Täter bzw. einer Gruppe, die ganz am Ende der Hierarchie stand, die das Schinderhandwerk des individuellen Mordes an Massen von Menschen betrieb. Der Anpassungsdruck in den Einheiten war möglicherweise sogar von höherer Bedeutung als Untertanenmentalität und militärischer Gehorsam. Es müssen aber wohl immer bestimmte Distanzierungen von den Opfern, etwa über rassistische Einstellungen, stattfinden. Ein sehr empfehlenswertes Buch.
Der amerikanische Historiker Stephen G. Fritz benutzt ein breiteres Spektrum von Quellen: Briefe, Tagebücher, Romane, Erzählungen, Essays, aber auch Sekundärliteratur, um die Situation und die Mentalität der deutschen Soldaten darzustellen: Stephen G. Fritz: "Hitlers Frontsoldaten. Der erzählte Krieg". Das ist nicht ganz unproblematisch, denn diese Arten von Quellen sind recht unterschiedlich. Es gibt unmittelbare Zeugnisse, aber auf der anderen Seite die im Nachhinein geschaffenen. Beide bedürfen unterschiedlicher Interpretation, die bei Fritz nicht immer deutlich wird. Manchmal entsteht auch der Eindruck, dass er die Distanz zum Erzählten verloren hat, der Text gleitet z. B. ins Kitschige ab, aber an anderer Stelle zeigt er sie dann doch wieder. Die Verbrechen und die Verrohung werden geschildert und dann auch wieder von Passagen der "Landserherrlichkeit" abgelöst. Ob das die "reale Situation des Durchschnittssoldaten" war, wie der Klappentext des Buches verkündet? Interessant aber das 10. und letzte Kapitel, in dem Fritz eine Einschätzung und Bewertung des Wehrmachtssoldaten versucht. Er entdeckt bei ihm ein "an Überheblichkeit grenzendes Vertrauen in seine eigene Überlegenheit" (S. 286 f.), die die Ursache der Niederlage einzig in der materiellen Überlegenheit der Gegner sieht. Viel stärker als andere betont Fritz die ideologische Geprägtheit auch der einfachen deutschen Soldaten. Der so oft genannten und von den Veteranen hochgelobten Kameradschaft und Frontgemeinschaft spricht er "einen harten ideologischen Kern" zu (S. 287): "Die nationalsozialistische Vision einer rassisch bestimmten Volksgemeinschaft errang an der Ostfront eine gewisse Realität, in der sich Ideologie und Erfahrung gegenseitig stützten." (S. 290) Zu ergänzen wären noch die Verrohung und die (erworbene) Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der vielen Opfer. Fritz betont zum Schluss, dass die NS- und die Wehrmachtsführung sich bis Kriegsende weitestgehend auf die Loyalität der Soldaten verlassen konnten (S. 293 f.).
Zu diesen zuletzt genannten Aspekten sei auch noch Omer Bartov: "Hitlers Wehrmacht. Soldaten, Fanatismus und die Brutalisierung des Krieges" empfohlen.
Zum Abschluss soll noch auf einen Sammelband und zwei Nachschlagewerke hingewiesen werden, ganz zum Schluss auch noch auf ein literarisches Werk. Ulrich Herbert (Hg.): "Nationalsozialistische Vernichtungspolitik 1939 - 1945. Neue Forschungen und Kontroversen" behandelt in zehn fundierten Beiträgen das Thema. Es sind besonders detaillierte Regionalstudien, die auch hier vertreten sind (zum "Generalgouvernement", zu Galizien, Frankreich, Serbien, Weißrussland und Litauen, die auch die Kenntnisse der größeren Zusammenhänge, aber auch der Details der Beteiligung der Wehrmacht an Verbrechen verbessern. Der Herausgeber selbst, Historiker in Freiburg, gibt zusätzlich einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand, über neue Antworten und Fragen. Dabei wird jetzt auch deutlich von dieser Seite der Wert der Forschungen zum Zusammenhang von Sozialpolitik und Judenvernichtung anerkannt. Darum gibt es an dieser Stelle doch noch schnell einen weiteren Literaturhinweis: Götz Aly / Susanne Heim: "Vordenker der Vernichtung. Auschwitz und die deutschen Pläne für eine europäische Ordnung" ist unverzichtbar, um den Zweiten Weltkrieg in den Gesamtzusammenhang von Ökonomie, Politik und Gesellschaft einzuordnen.
Sehr nützlich bei der Beschäftigung mit dem Themenspektrum, das hier behandelt wird, ist die umfangreiche, jetzt in einer günstigen Taschenbuchkassette erhältliche Israel Gutmann (Hg.): "Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden", deren hebräische und englische Originalausgabe 1989 erschien. Die dreibändige, fast 1700 Seiten starke Enzyklopädie, die für die deutsche Ausgabe überarbeitet wurde, wird ergänzt durch einen vierten Band mit Anhängen, einem Autorenverzeichnis, einem Abbildungsnachweis und einem Register. 1997 wurde Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß: "Enzyklopädie des Nationalsozialismus" als großformatiges Taschenbuch veröffentlicht. Sie hat einen Handbuch-Teil, in dem zentrale Begriffe (u.a. auch "Wehrmacht") ausführlich behandelt werden, einen fast 500-seitigen Lexikon-Teil und ein Personenregister mit Kurzbiographien.
Die letzte Empfehlung gilt einem vergriffenen Buch: Erich Kuby: "Mein Krieg. Aufzeichnungen 1939 - 1944". Der Journalist Kuby hat während seiner Militärzeit Tagebücher und Briefe geschrieben. Wir können so seine damals empfundene Distanz, die mal ironisch, mal zynisch ist, nachempfinden. Besonders aber zeigt er, wie ein einzelner ständig ohne aufzugeben kämpft, um gegen Masse und Macht "privates" Individuum zu bleiben. Von "Kameradschaft" und "Männlichkeit" bleibt nichts übrig, vor seinen "sogenannten Kameraden", wie Kuby sie nennt, ekelt es ihn "wegen ihrer Gesinnung und ihrem Verhalten". Einen "Nestbeschmutzer von Rang" nannte ihn Heinrich Böll in einer Rezension anlässlich des Erscheinens des Buches im Jahre 1975. Erich Kuby soll deshalb auch das Schlusswort haben mit seinem Leserbrief an die "Zeit" zur Diskussion um die Verbrechen der Wehrmacht:
"Ich hatte das Vergnügen, deutscher Landser von Oktober 1939 bis Herbst 1944 zu sein (genoss sodann amerikanische Gefangenschaft), und habe jeden Tag in Notizen und Briefen festgehalten. Nichts »verallgemeinern«? So argumentieren die unbelehrbaren Weißwäscher. Aber nicht in hundert Jahren wird diese schwarze Wäsche weiß. Ein paar Millionen Landser in der von ihnen zerstörten UdSSR hätten geglaubt, »anständig bleiben zu können«? Anständig war, Juden, Zivilisten, Frauen, Kinder zu ermorden. - Erich Kuby, München."
Peter Wolter
Hannes Heer / Klaus Naumann -(Hg.). Vernichtungskrieg. Verbrechen der deutschen Wehrmacht 1941 bis 1944. Zweitausendeins 1997.
Hannes Heer (Hg.): "Stets zu erschießen sind Frauen, die in der Roten Armee dienen". Geständnisse deutscher Kriegsgefangener über ihren Einsatz an der Ostfront, Hamburger Edition 1995.
Walter Manoschek (Hg.): "Es gibt nur eines für das Judentum: Vernichtung". Das Judenbild in deutschen Soldatenbriefen 1939-1944. Hamburger Edition 1995.
Hamburger Institut für Sozialforschung (Hg.): Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944. Ausstellungskatalog. Hamburger Edition 1996.
Zeit-Punkte (3/1995): Gehorsam bis zum Mord: Der verschwiegene Krieg der deutschen Wehrmacht. Fakten, Analysen, Debatte. Zeit Verlag 1995.
Helmut Donat / Arn Strohmeyer: Befreiung von der Wehrmacht? Dokumentation der Auseinandersetzung über die Austellung "Vernichtungskrieg (...)" in Bremen 1996/97. Donat Verlag 1997.
Hans-Günther Thiele (Hg.): Die Wehrmachtsaustellung. Dokumentation einer Kontroverse. Edition Temmen 1997.
Landeshauptstadt München, Kulturreferat (Hg.): Bilanz einer Ausstellung. Dokumentation der Kontroverse um die Ausstellung "Vernichtungskrieg (...)". Knaur 1998.
Heribert Prantl (Hg.): Wehrmachtsverbrechen. Eine deutsche Kontroverse. Hoffmann und Campe l997.
Jörg Friedrich: Das Gesetz des Krieges. Das deutsche Heer in Rußland 1941 - 1945. Der Prozeß gegen das Oberkommando der Wehrmacht. Piper 1995.
Hans Buchheim/ Martin:Broszat/ Hans-Adolf Jacobsen / Helmut Krausnick: Anatomie des SS-Staates. dtv 1994 (1967).
Rau Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Fischer 1997.
Christian Streit: Keine Kameraden: Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941-1945. J.H.W. Dietz Nachf. 1997.
Helmut Krausnick: Hitlers Einsatzgruppen. Die Truppe des Weltanschauungskrieges 1938 - 1942. Fischer 1985.
Wehrmachtsverbrechen. Dokumente aus sowjetischen Archiven. PapyRossa 1997.
Paul Kohl: Der Krieg der deutschen Wehrmacht und der Polizei 1941-1944. Sowjetische Überlebende berichten. Fischer 1995.
Walter Manoschek (Hg): Die Wehrmacht im Rassenkrieg. Der Vernichtungskrieg hinter der Front. Picus 1996.
Christopher Browning: Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizei-Bataillon 101 und die "Endlösung" in Polen. Rowohlt 1996.
Stephen G. Fritz: Hitlers Frontsoldaten. Der erzählte Krieg. Henschel Verlag 1998.
Omer Bartov: Hitlers Wehrmacht: Soldaten, Fanatismus und die Brutalisierung des Krieges. Rowohlt 1995.
Ulrich Herbert (Hg.): Nationalsozialistische Vernichtungspolitik 1939 - 1945. Neue Forschungen und Kontroversen. Fischer 1998.
Götz Aly / Susanne Heim: Vordenker der Vernichtung. Auschwitz und die deutschen Pläne für eine europäische Ordnung. Fischer 1993.
Israel Gutmann (Hg.): Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden, Piper 1998.
Wolfgang Benz / Hermann Graml / Hermann Weiß (Hg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus, dtv 1997.
Erich Kuby: Mein Krieg. Aufzeichnungen 1939-1944. Zuerst: 1975, vergriffen.
Zusammenstellung von Gegenwind-Artikeln (1998/99) zur Ausstellung "Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944" im Kieler Landeshaus als PDF-Datei (ca. 730 KB).