(Gegenwind 311, August 2014)

Demonstration des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Linkspartei in Kampen

DIE LINKE in Kampen

„Kampen kapern 2014”

Im Vorfeld ein wenig umstritten fand am 12. Juli dann doch eine unerwartet gut besuchte und fröhliche Kundgebung und eine Demonstration des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Linkspartei in Kampen statt. Bei hervorragenden Wetterbedingungen hatte sich sogar ein halbes Dutzend Medienleute auf den Weg gemacht, um zu dokumentieren, was auf dem Strönwai im „Nobelort Kampen” so alles passieren würde. Immerhin hatte es auch DER SPIEGEL für interessant genug gehalten, die Kundgebung mit einem kleinen Bericht anzukündigen.

Die Insel Sylt und besonders Kampen waren bisher nicht gerade durch Kundgebungen und Demonstrationen bekannt geworden. DIE LINKE auf Sylt bei Einwohnern und Touristen sicher bekannt, hatte hier bisher auch nur eine schwache Resonanz bei Wah-len erreichen können. Doch das war nicht der Grund für die Kundgebung mit dem Motto „Kampen kapern”, die im Anschluss noch zu einem Demonstrationszug mit 30 bis 40 Teilnehmern, Fahnen, Transparenten, Plakaten und bunten Lastenfahrrädern auf dem Stönwai entlang von Promilokalen und Nobelkarossen führte. Ort und Zeit waren ausgewählt worden, um einmal an „prominenter” Stelle und etwas spektakulär auf die extrem sozialen Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft, auf die immer weiter auseinandergehende Kluft zwischen Arm und Reich aufmerksam zu machen.

Wie Marco Höne, Landesgeschäftsführer und Mitglied des Bundesvorstandes, in seiner Rede einleitend betonte, war diese Kundgebung und Demonstration die erste überhaupt, die jemals in Kampen stattfand. Allein die Anmeldung der Kundgebung hatte auf der Insel schon einigen medienwirksamen Wirbel ausgelöst. Zunächst hatte die Bürgermeisterin von Kampen Zweifel geäußert, ob in der „Hauptsaison” denn überhaupt Platz genug auf den Bürgersteigen geschaffen werden könnte und eine Genehmigung für den Bereich Strönwai deshalb fraglich wäre. Ihre Äußerungen dienten letztlich dazu, diese politische Veranstaltung noch bekannter zu machen. Einige Teilnehmer waren sogar aus Lübeck und aus Neumünster angereist, hatten bereits auf der Fahrt in den derzeit an Wochenenden meist überfüllten, oft auch verspäteten Zügen und auf dem Weg von Westerland nach Kampen mit Fahnen, Plakaten und Infomaterialien auf die Linkspartei und ihre Ziele aufmerksam gemacht.

Demonstration des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Linkspartei in Kampen
Demonstration auf dem Strönwai.
Die Lokalzeitung berichtete über „Fröhliches Kapern” und den „Roten Block”.

Der Strönwai war schließlich von Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung und der Polizei für die Zeit von Kundgebung und Demonstration abgesperrt worden. Die prominente Straße stand für eine Stunde den Demonstranten und an der Kundgebung interessierten Bürgern zur Verfügung. Passanten und Fahrradfahrer waren sogar an Flugblättern interessiert. Der Ruf eines Gastes von der Terasse eines Edelrestaurants: „Geht arbeiten” wurde schnell und treffend mit der Antwort „Wir arbeiten - du lebst von unserer Arbeit” gekontert.

Für die Gremien der Partei und andere, die sich für die Beseitigung extremer sozialer Ungerechtigkeiten einsetzen, geht es nun darum, zu analysieren, wie die Erkenntnisse aus dieser Aktion genutzt werden können. Sicher ist es gerade in Zeiten, in denen keine Wahlkämpfe geführt werden müssen, wichtig, in die Öffentlichkeit zu gehen und auch neue Aktionsformen auszutesten.

Auszüge aus Pressemitteilungen und Redebeiträgen:

Gerechte Besteuerung, gegen zunehmende soziale Spaltung in der Gesellschaft. Kampen ist Enklave der Reichen und Superreichen. Einwohner verlieren ihren Lebensraum. Immer mehr Häuer stehen andererseits länger als ein halbes Jahr leer. Schleswig-Holstein ist Niedriglohnland Nr. 1, knapp 15 % der Menschen im Lande sind von Armut bedroht. Mindeststandards an öffentlicher Daseinsvorsorge verschwinden, Orte des gesellschaftlichen Lebens sterben aus. Für die vermögende Klasse ist die Steuerpolitik in Deutschland seit Jahren ein einziges Freudenfest. Wir wollen eine solidarische Gesellschaft mit gleichen Chancen. Handlungsmöglichkeiten gegen Zweitwohnungsboom schaffen und nutzen. Sylt wird vom Reichtum, den es einst kritiklos auf die Insel zog, entvölkert. Ein Prozent der Bevölkerung besitzt ein Drittel des Nettovermögens, während 60 Prozent nur ein Prozent des Vermögens besitzen. Rund 830.000 Millionäre verfügen über so viel Finanzvermögen wie Bund, Länder und Gemeinden an Schulden haben. Ein armes Land, eine verarmte öffentliche Hand kann sich nur leisten, wer genug Geld hat. Deutschland war noch nie so gespalten wie heute. Wir brauchen eine Vermögensabgabe, eine Millionärssteuer und höhere Einkommenssteuern. Kapitalerträge müssen höher besteuert werden als Arbeitseinkommen.

Klaus Peters

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