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(Gegenwind 233, Februar 2008)
Soll Türkisch von Lehrern und Lehrerinnen unterrichtet werden und zwar nicht nur türkisch-stämmigen, sondern jeden und sollte es als Abiturfach zur Wahl stehen?
Solange ich zurückdenken kann wurde diese Frage diskutiert und dies wird ja als Option für Dänen und auch für Griechen praktiziert aber bisher nicht für die Türken.
Auch in einige Bundesländern Deutschlands ist Türkisch ist als Fremdsprache wählbar.
Dieses Problem wurde auch in PISA untersucht als Deutschland von 32 Ländern als 25ster und dann zuletzt als 22ster abgeschnitten hat. Als Schuldigen wurden die ausländischen Schüler vorgeschoben. Es ist ebenfalls allgemein bekannt dass 60 % der türkischen Schülerinnen und Schüler nicht mal die Hauptschule absolviert haben. Bei türkischen Schülerinnen und Schülern ist es eine nicht geringe Zahl, die die Grundschule ohne Deutschkenntnisse anfangen!!! Einer der Gründe ist, dass ausländische Schüler schwerer Plätze in Kindergärten oder Vorschulen finden. Selbst wenn sie einen Platz finden, ist es leider so, dass ausländische Kinder nicht dieselbe Aufmerksamkeit von den Betreuern und Betreuerinnen bekommen wie deutsche Kinder. Das setzt sich als Problem in vielen normalen Schulen fort.
Insgesamt gibt es ca. 1.150.000 Schülerinnen und Schüler in den deutschen Schulen, die eine fremde Muttersprache haben, davon sind 550.000 türkischer Abstammung. Im Schuljahr 2003/2004 betrug die Anzahl der Kinder mit der Muttersprache Deutsch, die die Schule ohne Abschluss verlassen haben, 7,4 % - aber bei Kindern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, betrug die Rate 18,1 %. 23,5 % der deutschstämmigen Schülerinnen und Schüler beenden die Hauptschule - bei Schülerinnen und Schülern ausländisch Abstammung waren dies 40,9%. Deutschstämmige Schüler, die das Gymnasium abschließen, machen 24,3% ihres Jahrgangs aus - während es bei den ausländisch-stämmigen SchülerInnen nur 8,9 % sind.
Da die Situation der türkischstämmigen SchülerInnen bei den Statistiken nicht gezeigt wird, kann man dazu nicht viel sagen. Allerdings ist zu beobachten, dass deutsche Schüler generell zu den Realschulen und Gymnasien dirigiert werden, während türkisch-stämmige eher in Richtung Hauptschulen gelenkt werden.
Es ist allgemein bekannt, dass vom Norden Finnlands bis nach China in den Ländern überall Türkisch gesprochen wird, ungefähr eine halbe Milliarde Menschen sind in der Lage, Türkisch zu sprechen. In der Zukunft werden auf dem Balkan, im Kaukasus und im Orient die dominante Sprache Türkisch sein. Auch ist es mir in meinen Reisen in Europa öfters passiert: Wenn ich mit Deutsch nicht weiterkam und versuchte, mich mithilfe anderer Sprachen verständlich zu machen, dass ich gefragt wurde ob ich Türkisch sprechen kann.
Zur Zeit wächst der europäische Handel mit und durch die Türkei sprunghaft, so wird auch die Handelssprache Türkisch ein wichtiger Faktor und ein großer Vorteil sein. Globalisierung ist nun wichtiger denn je, und auch deutsche Kinder können nur profitieren, sollten sie Türkisch lernen. Ebenso wird es die Integration zwischen deutschen und türkischen Kindern erleichtern, da dann die Sprachbarriere von beiden Seiten gleichmäßig abgebaut wird.
Es ist allgemein bekannt und wissenschaftlich nachgewiesen, und zwar 2004 in der Uni Kiel: Wenn ein ausländisches Kind seine Muttersprache gut lernt, fällt es ihm leichter, andere Sprachen zu erlernen, zum Beispiel Englisch, Deutsch und Türkisch. Die Erfolgsquote der Kinder, die ihre Muttersprache beherrschen, ist weitaus höher als die der Kinder, die dies nicht können. Deshalb möchten wir auch in Schleswig Holstein Türkisch in den Schulen als Wahlfach haben, wie es bereits in einigen Bundesländern praktizieren.
Mustafa Ahmetoglu
Staatlich anerkannter Sozialberater
Türkisch-Dolmetscher in Lübeck